Man erfährt anlässlich der bevor stehenden Oasis-Tournee von grotesken Übertreibungen im Musikgeschäft. Da ist Oasis, eine Band aus Manchester, die auf ihre zur Schau gestellten Wurzeln in der Arbeiterbewegung öffentlich stets viel Wert legte. Sie hat jetzt ihre Reunion-Tournee angekündigt. Die Verlogenheit hat mich schon immer ein bisschen gestört an der Rockmusik. Auf der einen Seite Maulhelden des Proletariats, auf der anderen Seite gierig Kohle abgreifen. Ja klar sollen sie verdienen. Aber so, wie jetzt? Mit ungebremsten Mitteln der PR? „In demand-Tickets“? Wer online am meisten bietet, erhält den Zuschlag. Angebot und Nachfrage. Eintrittskarten können aufgrund dessen schon mal 3000 statt 150 Euro kosten. „Dynamic Pricing“. Betriebswirtschaftliche Rationalität. Monopole. Andere Helden des Rockbusiness sollen das in der Vergangenheit auch schon mal so gehandhabt haben, was mich nicht sonderlich überrascht. Im Grunde war es durchgängig seit den siebziger Jahren so. Aber jetzt scheint eine neue Stufe erreicht. In Deutschland haben ein paar wohlmeinende Geister des Rock wie BAP oder Grönemeyer eine andere Politik betrieben. Ist untergegangen im Strudel des Geschäfts. Verzicht scheint nicht sexy zu sein. Es muss und soll vermarktet werden. Alles.
Wie hatten wir die bewundert, als Erfinder von Klangräumen, von Klangvisionen, als souveräne Regenten über Studiotechnik und als Handhaber von kreativen Ideen, als hörbares Verbindungsglied zwischen Technikern und Kreativen! Wir sehen an dieser Stelle vom Daueretikett „legendär“ ab, weil das im Grunde für alle Erwähnten gelten würde. Sam Philips und Colonel Tom Parker, die Elvis in den „richtigen“ Sound lenkten. Da alleine wären schon lange Geschichten zu erzählen. Die Stax-Klangbilder, die das, was später Soul genannt wurde, mit ihrer den Punkt treffenden Knappheit früh prägten. Atlantic-Boss Ahmet Ertegün, natürlich. George Martin, der Beatles Produzent, ohne den Lennon und McCartney nicht denkbar waren. Er formte wohl entscheidend das Klangbild der Beatles in der zweiten Phase. Aber da waren auch die vielen Auftragsproduzenten, die ihre von den Plattenfirmen diktierten Vorgaben bis hin zum finanziellen Budget genau erfüllten und als namenlose Umsetzer gelten dürfen Ja klar, ein früher Einfluss war dagegen Phil Spector mit seinem „Wall of sound“, den er allen „Kreativen“ überstülpte. Diese Produktion mögen sich manchmal mehr nach Spector als den eigentlich in den Vordergrund gestellten „Künstlern“ anhören. Leider ist der Mann später ins Hässliche abgerutscht. Wir können all die Faktoren, die dazu geführt haben, nicht beurteilen. Hugh Padgam später, der dem Progrock a la Genesis Flügel verlieh und auch vielen anderen Künstlern zum Wohlklang verhalf. Da spielte auch schon Trevor Horn mit rein. Der sich aller Mittel des High Tech bediente und daurch für ein durchgestyltes Klangdesign verantwortlich war. Er war wohl eine Art Gegen- und Hassbild mancher Medien, die im Unterschied zu Horn die Rückkehr des Echten, Autenthischen und der Wurzel verhafteten lobten und später dann in Rick Rubin einen Meister fanden. Dieser hatte Johnny Cash mit seinen Produktionen zu einem späten Comeback verholfen und lieferte – wie in der Popmusik oft praktiziert – die Blaupause für viele andere „Down to earth-Produktion. Er war es auch, der mit einem solchen Konzept verschwundene Künstler wie Donovan neu produzierte. Möglichst wenig Technik, war wohl seine Devise, obwohl er als Dauerproduzent für Bands wie die Red Hot Chili Peppers da keine Berührungsangst kannte und in einer zweiten Phase seiner Karriere auch zahlreiche wie Shakira Mainstreamstars produzierte, worüber niemand so richtig erstaunt schien. Wir setzen diese „Produzenten-Reihe“ fort.
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How we admired them, as inventors of sound spaces, of sound visions, as sovereign rulers of studio technology and as handlers of creative ideas, as audible links between technicians and creatives! We will refrain from using the permanent label "legendary" here, because that would basically apply to everyone mentioned. Sam Philips and Colonel Tom Parker, who guided Elvis towards the "right" sound. There are long stories to tell about those alone. The Stax sounds, which, with their succinctness, shaped what was later called soul early on. Atlantic boss Ahmet Ertegün, of course. George Martin, the Beatles producer, without whom Lennon and McCartney would have been unthinkable. He was probably instrumental in shaping the Beatles' sound in their second phase. But there were also the many commissioned producers who precisely met the specifications dictated by the record companies, right down to the financial budget, and who can be regarded as nameless implementers. Yes, of course, an early influence was Phil Spector with his "Wall of Sound", which he imposed on all "creatives". These productions may sometimes sound more like Spector than the "artists" actually put in the foreground. Unfortunately the man later slipped into ugliness. We cannot judge all the factors that led to this. Later, Hugh Padgam, who gave wings to prog rock a la Genesis and also helped many other artists to sound good. Trevor Horn was also involved. He used all the means of high tech and was responsible for a stylish sound design. He was probably a kind of counter-image and hate image for some media who, in contrast to Horn, praised the return of the real, authentic and rooted in roots and later found a master in Rick Rubin. He helped Johnny Cash make a late comeback with his productions and provided - as is often the case in pop music - the blueprint for many other "down to earth" productions. He was also the one who used this concept to re-produce artists who had disappeared, such as Donovan. As little technology as possible was his motto, although as a permanent producer for bands such as the Red Hot Chili Peppers he had no qualms about it and in a second phase of his career he also produced numerous mainstream stars such as Shakira, which no one really seemed surprised about. We are continuing this "producer series".
Ich denke immer kritischer über das nach, was ich in den letzten Jahrzehnten erfahren habe, in diesem Strudel, der sich Realität nennt und der immer mehr und eindeutiger von der Größe „Geld“ bestimmt wird. Gigantisch große Firmen und Kapitalzusammenballungen, Marketing und Werbung haben die Rules übernommen, in letzter Zeit auch per KI. Monopolisierung ist angesagt. Bereich Popmusik: Gewisse große Künstler/acts laufen aus sich selbst heraus mehrtägig in den größten Arenen: Helene Fischer, Taylor Swift etc. Der „Bodensatz“ der acts freilich ist weitgehend verschwunden, das Fundament, auf dem sich viel aufgebaut hat. Die kleinen und mittleren Konzerte. Dies entspricht dem Trend in dieser Gesellschaft. Erst stand Pop- und Rockmusik für Nonkonformität in einer Kultur, die auf Zustimmung und Konformität angelegt war. Man projezierte in sie vielleicht etwas hinein, sah einen vorübergehenden Trip als Grundeinstellung (was natürlich total falsch war). Wenn es etwas heraus zu destillieren gab/gibt, ist es immer noch die Phantasie. Sie freilich wurde längst professionalisiert und in kommerzielle Bahnen überführt. Wenn ich heute etwa die Grammy-Verleihungen im TV sehe, bin ich entsetzt ob der vielen willfährigen Diener, die die „Künstler“ vor den Willi Wichtigs der sie umgebenden Medien-Industrie machen! Ich nehme nur noch den symbolischen Gehalt wahr, musikalisch interessiert mich das schon lange nicht mehr. Ich denke darüber nach, ob sich alles erledigt hat und bin angeekelt von diesen Gesten und Posen der Unterhaltungsindustrie.
Ich höre Mark Knopfler, der seit „Brothers in Arms“ (Endphase Dire Straits, habe ich sogar live gesehen) an mir mehr oder weniger spurlos vorüber ging und bald wohl zu den endgültigen Abgängen zählen wird. „Privateer“ lief wohl tausend mal. Im Gegensatz zu früher gefiel mir das sogar. Ich mochte die ersten beiden Dire Straits-Alben sehr. Man liebte seine Stratocaster und Knopfler zeigte neue Wege auf ihr, formte Arten des Ausdrucks. Ich besuchte damals auch ein Live-Konzert unter dem Motto „Sultans of Swing“. Nicht nur das Reduzierte hat er später unter eigenem Namen aufgegeben. „Road to Philadelphia“ langweilte mich auch, weil er darauf noch öfter diesen Hang zum Gefälligen hatte und auch, weil es nicht so gut produziert war, wie ich glaubte, mich zu erinnern. Textlich schwelgte er für mich (!) im allzu Offensichtlichen. Ich habe auch „Golden Heart“ und „Get lucky“ mehrfach gehört: wie er Folk in seine Musik integriert, gefällt mir, ist auch gut produziert, lässt mich aber merkwürdig kalt. Dudelsäcke, Flöten….alles da. Seine “träumerische“ Stimme: er wurde als Sänger empfunden. Niemand konnte definieren, wieso. Ich nähere mich wieder seinem Gitarrenstil an, den er später von „Brothers in Arms“ ausgehend in Richtung auf fette Sounds erweiterte. Das Knappe, Reduzierte, Minimalistische war raus und fast schon ins Gegenteil gekippt: opulente Klangmalereien, bombastisch, schwelgerisch überbordend. Refrains für das Stadion, lange Tourneen.
Es scheint mir in der populären Kultur, insbesondere in der Popmusik, darum zu gehen, den vielleicht auch verborgenen Emotionen einer möglichst großen Zielgruppe Ausdruck zu verleihen, sie manifest zu machen und den Zustand der populären Kultur möglichst geldwert zu spiegeln. Dabei gilt es, den Zeitgeist möglichst direkt aufzunehmen und ihn in Symbolen und Texten zu treffen. Es geht möglicherweise darum, Leute (die Wirtschaft bezeichnet das als „Zielgruppe“) möglichst massenhaft anzusprechen und daraus möglichst viel Geld zu machen. Also, was sagt ein Phänomen wie Taylor Swift über den Zustand unserer Gesellschaft aus? Darf man sich dazu auch kritisch äußern? Oder ist das ein Terrain, das genau wie der Fußball der emotionalen Entlastung dieser Gesellschaft dient und deshalb von „seriösen Kritikern“ höchstens gönnerhaft verstehend belächelt werden sollte?
Ob die Milliardenumsätze, die das Phänomen Swift zu garantieren scheint, eine kritische Betrachtung zu rechtfertigen scheint? Mir scheint, die akademischen Bemühungen um dieses Phänomen kreisen um die Beschreibung von Ritualen der Verehrung und demonstrieren vor allem eine Unfähigkeit, sich mit Phänomenen der populären Kultur auseinander zu setzen. Die Zuschreibungen, derer sich die Akademiker befleißigen, scheinen mir mehr über ihre Urheber aussagen als über das betrachtete Phänomen. Es sagt offenbar etwas darüber aus, dass sich diese Leute nie intensiver mit Popmusik beschäftigt haben, obwohl auf diesem „Markt“ viele Milliarden bewegt werden. Ich stelle fest: es wird sehr textbezogen interpretiert. Dieser Tage kam mir in diesem Zusammenhang sogar eine Analogie mit Nietzsche unter. Nun ja, es scheint mir oft um Überhöhung von einfachem, „unschuldigem“ Textmaterial zu gehen, gewürzt mit einer Prise Feminimus, gerade so viel, wie es eben Mode ist.
Es fehlt auch oft an Trennschärfe: interessant wäre es in diesem Zusammenhang, zu verhandeln was TS möglicherweise anders macht als andere? In der Popmusik hat möglicherweise derjenige gewonnen, der etwas zum ersten Mal macht und dem deshalb das „Genie“ zugesprochen wird. Die Nachfolgenden sind meist Epigonen (was mir in der Popmusik sehr wichtig erscheint, das aufzunehmen und zu verarbeiten, was war...). Was also hätte Swift zum ersten Mal gemacht? Es ging in der Vergangenheit oft um die „Befreiung“ der Sexualität durch Provokation: Elvis oder Madonna mit ihren Provokationen sind Legende. Vertonungen dieses Bedürfnisses gibt es in der Popmusik en masse aus vielen Perspektiven. Hier scheint es mir bei Taylor Swift nicht mehr um Kreativität zu gehen, sondern um die massenhafte Projektion (in diesem Falle das Übertragen eigener, scheinbar unerfüllbarer Bedürfnisse auf andere Personen). Es geht um das sich bedingungslose Verschreiben einer globalen Marke, die mit Identifikationsangeboten lockt und ihren eigenen Preis ständig hochtreibt. Es geht um ein Farblos gestaltetes Etwas, das es jeder und jedem recht macht, egal, welcher Herkunft oder kultureller Prägung. Es geht um ein in meinen Augen farb- und kantenlos gestaltetes Etwas, das auf dem „Weltmarkt“ möglichst gute Chancen hat. Aus dem Instrumentenkasten des Marketing stammen Spekulationen über Liebhaber, Verliebtheiten und Trennungen. Individuelle Entwicklungen in die „richtige“ Richtung, das gleicht ein bisschen den gegenwärtig so populären „Manifestationsmechanismen“, die ja den Zustand unserer gegenwärtigen Kultur kennzeichnen. Es wird dabei genau der Erfolg angebetet, der sich in Zahlen und Geld ausdrückt.
Ich glaube, dass Sprache und jegliche Zeichen mittlerweile durch einen zweifelhaften Gebrauch (Fake News, PR-Sprech, Politik) und durch die Entwicklungen der AI völlig diskreditiert ist, dass es nichts als eine Konvention ist, wenn Sprache in braven Versen zum Einsatz kommt. Dagegen setze ich in meiner Musik oft Wortfetzen und menschliche Äußerungen (Sport, Kopulation, Rülpsen, Furzen usw.), die sonst kaum zu hören sind…., fühle auch intensive Verwandtschaften zu Dada…...