Es fällt mir aus heutiger Sicht schwer, an die „alten“ Plattenfirmen und Zeiten zu glauben, in denen scheinbar alles besser war. Heilsfiguren sollen ausgerechnet diese A&R-Haie sein, die ausschließlich nach Profitinteressen und Repertoire-Überlegungen diejenigen „Künstler“ auswählten, die ihre Firma dann unter Vertrag nahm. Die nahmen künstlerische Interessen allenfalls nebenbei wahr, die wussten manchmal Bescheid, die spielten sich groß auf und kannten sich manchmal auch aus. Einigermaßen. Manchmal. Die hatten genauso viel Kompetenz, wie die Künstler, die sich bei ihnen bewarben und die bei ihnen buckelten. Die waren gelegentlich auch selbst in der Rolle von Künstlern, handelten auch mal in eigenem Interesse. Die gaben von dort aus das, was sie selbst „Tipps“ nannten und was sie unter Profit- und subjektiven Geschmacksgesichtspunkten selbst für das Richtige hielten. Die waren die verlogenen Herren über Existenz und Nichtexistenz. Die verteilten Geld, Verträge und Wohltaten. Die entdeckten als Geschäftsleute die großen kommerziellen Erfolge und versuchten so, auf möglichst einträgliche Art den „Zeitgeist“ zu treffen und für sich genauso wie für ihre Firma Punkte zu sammeln. Sie waren Agenten ihrer Hierarchen und in ein ihnen vorgesetztes „Team“ eingebunden, genauso, wie die meisten anderen Agenten der Industrie auch. Was wichtig ist: sie handelten in keinerlei künstlerischem Interesse. Das ist eine sentimentale Verklärung, die heutzutage gelegentlich geäußert wird.
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