Tricky Britop

Oasis? Irgendwas aus den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Kennt die noch jemand? Denen sind ein paar Hits rausgerutscht, die sie und vor allem ihre Gallagher-„Köpfe“ noch großmäuliger haben werden lassen. Sie kommen, wie sie in nahezu jedem Interview betont haben, aus der Arbeiterklasse und verhalten sich auch so. Ob dadurch jedes Verhalten gerechtfertigt ist? Rüpelhaft, großmäulig, abfällig anderen gegenüber? Die Gallaghers waren mal auf der Suche nach einer großen Melodie und haben sie beinahe gefunden. Beiläufig. Als Ausweis ihrer Genialität, natürlich. Nach tausend Umbesetzungen rund um die Gallagher-Brüder haben sie sich getrennt und machen nun jeweils solo ihre Sachen. Das Übliche halt im Showgeschäft. Irgendwann schwillt der Kamm zu sehr und der Egotrip lockt. Britpop nannten Journalisten und auch bald die Fans das Ding, das unbedingt ein Etikett haben musste und den edlen Wettstreit der Bands Oasis und Blur so ungemein beförderte. Nebenbei hat auch das Vereinte Königreich im Bereich „Image“ noch ein bisschen profitiert. Ein Mechanismus, ein Trick, ein Muster der Rockgeschichte. Heute machen sie immer noch als Relikte der Rockgeschichte diesen Sound, die beiden Gallaghers. Endmöränen des Zeitgeistigen. Außer Damon Albarn, der Kopf von Blur: Dieser Mann ist in Bewegung und probiert die verschiedensten Sachen aus. Er ist ein Typ Nerd und Kunststudent, der kein Halten kennt und von der Peking Oper bis hin zu afrikanisch oder elektronisch Getöntem (Gorillas) alles mitnehmen muss, weil er ja kein Geld mehr zu verdienen braucht. Ein „richtiger Künstler“ halt. Kunststück, er ist ja längst ein Popstar mit entsprechendem Lebensstil und der Kohle auf dem Konto geworden. Er kann sich beruhigt der Kultivierung seines künstlerischen Egos widmen. Immerhin fördert er unter eigenem Namen dabei Dinge zutage, die dem Hörer so etwas ein Abenteuer bescheren, auch wenn die Blur-Reunion nicht das große Ding zutage gefördert hat. Dieses gitarrenbetonte Zeug mit dem Etikett Britpop war wohl zu jener Zeit angemessen. Aber aus nostalgischen Gründen jetzt eine Reunion auf die Beine zu stellen, ist zu eindeutig kommerziell begründet: Den alt gewordenen Säcken nochmal die damaligen Gefühle bescheren, Nineties reloaded, wenn auch anders. Hm. Ein Muster, das das Rockgeschäft oft vorführt.     

Kommentar schreiben

Kommentare: 0