Verstaubter Madonnenkult

Rebel Heart“ heißt die neue Scheibe von Madonna und alle weiden sich daran, dass sie mit 56 immer noch so weitermacht, als sei sie 23. Aber vielleicht ist das ja gerade ihre Botschaft: stähle dich beizeiten, dann kannst du später noch das junge Biest geben! Hm. Zumba. Humba. Fonda. Körperkult. Darin war sie mal gut, okay. Aerobic klingt so extrem out, dass es schon wieder in sein könnte. Und diese scheinbar verruchten ach so emanzipatorischen Botschaften, die schon vor 20 Jahren langweilig und etwas abgegriffen nach dem Motto „Sex sells“ waren: Hm. Jetzt könnte sie sich ja etwas einfallen lassen, wie man etwas gewandelt in einen anderen Lebensabschnitt gehen könnte! Interessant bleiben. Sich dem gegenüber souverän geben, wie es halt nun mal ist. Es war doch ihr Ding, sich zu wandeln. Wäre besser gewesen, als sich jetzt überall vorhersehbar lächerlich zu machen. Aber sie zieht es durch, gibt das „Material Girl“ mit den zeitweise blonden Locken bis zum bitteren Ende. Mit dem Internet scheinen ihre Lakaien – darin war sie über die Jahre hinweg effektiv: kreative Kräfte zu kaufen und an sich zu binden, so lange, bis sie für ihre Zwecke verbraucht waren – auch nicht gerade clever umgegangen zu sein, - oder oberclever? Ein paar Sachen sind im Voraus im Internet aufgetaucht, von denen sie dann behauptete, das seien nur bessere Vorversionen. Hat noch niemand gebracht, ist aber trotzdem dämlich. Das mediale Versteckspiel hat beispielsweise Beyonce sehr viel geschickter praktiziert.

Dieses „sich verwandeln und ständig neu erfinden“, das ja mal ihr Ding war, ist doch längst zum Kennzeichen des Neoliberalismus geworden, wie er die ganze globale Welt verseucht. Da braucht es keine Schrittmacher mehr, auch keine weiblichen (das Feminismus-Ding pusht sie auch nicht mehr so in den Vordergrund wie früher, - recht hat sie?!). Jean-Paul Gaultier hat neulich einen runden Geburtstag gefeiert und viele Wichtigs sind vorbei gekommen: Ich erinnere mich noch an Madonnas Show-Staffage im Gaultier-Look. War wenigstens was. Damals. Ein Bild, tief aus der Vergangenheit. Jetzt scheint sie nur noch und sehr konzentriert der großen Kohle nachzujagen – das charakterisiert damit unsere Zeit auch. Der schnelle Klick. Der schnelle Fick. Alles mit dem Blicker-Trick. Ist nur nicht originell oder irgendwie avanciert. Das tun andere auch – und besser. Show, Sex und Jugend haben sich verbraucht, taugen als Transmissionsriehmen zur Konsumwelt und den Begierden der vielen nicht mehr so recht. Ach herje, diese miesen kleinen SM-Anspielungen, die im „Shades of Grey“-Trend liegen! Armselig. Läppisch. Peinlich. Die einstige „Königin des Pop“ macht jetzt Hausfrauensex aus der Hollywoodburg. Kitschy bitchy. Ein paar Trends etwas bemüht mitnehmen. Im Privatjet auf Tournee gehen. Wer will, soll's als oberkünstlerisch goutieren. Singen konnte sie sowieso nie. Sie ist und war ja nur ein totales Showprodukt. Ausstrahlung, Charisma, Image, Role modelling, Marketing. Immerhin ist sie ihr eigenes Produkt, so würden ihre Fans sagen. Wer weiß? Bloß: das Ding ist jetzt durch, gnadenlos herunter geritten. Irgendwie kommt sie mir mit „Rebel Heart“ sehr gestrig vor. Leid muss sie einem deswegen nicht tun. 

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