Was ich gerade höre:
Das ist beiläufig und nie aufdringlich, mal neben dem Abwasch her und mal konzentriert im stillen Kämmerlein genossen. Ich beobachte mich, wie ich immer wieder zur CD „Space is only Noise“ von Nicolas Jaar greife. Die Scheibe kommt aus dem späten Jahr 2011 zu uns und trägt über weite Strecken einen Text, der nicht im herkömmlichen Sinne gesungen, sondern gemurmelt, geflüstert und beschworen an unser Ohr dringt. Da scheint es manchmal, als würden sich diese Worte eng an die Musik schmiegen, die nahezu impressionistische Trümmer neben rhythmische Strukturen stellt, die gelegentlich einen einfachen und direkten Groove tragen. Es ist Electro, aber kein Pop. Konventionelle Melodien kommen kaum vor, es prägen sich aber Momente und Stimmungsmalerereien ein, die digitale Einsprengsel durchdringen. Es gibt exotische Instrumente und so etwas wie Twang-Guitars, sie sind hart besaitet und herb verfremdet, sie wehen herein und hinaus, es scheint eine bittersüße Atmosphäre zu herrschen. Themen und Motive vermischen sich, winden sich scheinbar unterirdisch weiter, es herrscht eine Zeitlang ein bastardisierter Electro-Reggae und es gleitet in eine Art innerliches Tanzen. Mächtige Basslinien fügen sich ein, der Titel „Spectres of the Future“ stolpert über digitale Klippen und trickst ein wenig nach Art von Jazzern mit dem Rhythmus. Clapping ist Clapping und kein simuliertes Händeklatschen. Der erste Titel reitet auf einem Zitat von Jean-Luc Goddard und das Titelstück wispert leise: „ Space is only Noise if you can see, replace the word Space with a Drink and forget it“. Eine Formel, nahe am Unsinn und doch aufgeladen mit einer scheinbaren Bedeutung der Gegenwart. Alles ist elektronisch versetzt, manipuliert und organisiert, über Rhythmen verschwimmen akustische Ereignisse, ein Piano skizziert ein paar jazzige Phrasen. Schon das Cover gefällt uns und weißt einen Weg: Ein Kinderwagen mit Kindähnlichem, eine dreckige Straße in Schwarzweiß.
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