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Er stand an meiner Seite (2)

Er war einer, der für mich das Schaurige mit einbezog, war ich doch allein durch mein Universitätsstudium mit dem Expressionismus des Grausamen befasst gewesen, in was er trefflich zu passen schien: Tom Waits. Da war das Ungerade, Ungeschlachte, aber auch das Aufgeblähte, der Vaudeville, viel durchlöcherter Jazz, Musical, Jahrmarkt- und Kirmesmusik, Ironie, Humor, Unfassbares. Er warf Fragmentiertes in den Raum, blendete auch das Hässliche stark auf, das Leiden, das Röchelnde, er beschrie das Düstere, beschwor es, wobei er für seine Szene ungewöhnliche Instrumente einsetzte, Marimbas, Oboen, Fagott, Klarinette… etc. Damit schien er allzu oft auf dem Friedhof zu landen, aber auch auf der Abfallhalde. Er brachte Falsches in Anschlag, zelebrierte Sentimentalitäten, die Sehnsucht, das Richtige im Falschen - nur, um es im nächsten Song an scharfkantigen Realitäten zerschellen zu lassen. Er schien oft aus einer Gosse zu tönen und dem Sensenmann auf der Spur zu sein. Da war kein Schöngesang, eher ein grölendes Herausstoßen von Versen, Lauten, Klängen, oft durch ein verzerrendes Sprachrohr des übel Unverdauten gestoßen, des Beschimpften, versoffenen Tremolos, da war ein Keuchen oder Stöhnen, das in Brecht/Weill-ähnliche Landschaften führte, da war ein durch Abwasserschächte hindurch aufgenommenes Taumeln und Stolpern, ein Plärren und Geröchel, das mich manchmal ins Erschrecken führte, weg von den Plastikwelten, in Richtung Fremde. Jetzt sind für mich die Vinylscheiben da, aber auch die CDs. "Closing Time", "Small Change", "Foreign Affairs", "Swordfishtrombones", "Night on Earth", "BoneMachine", Orphans", "Alice, "Mule Variations" "Franks wild Years", "Heartattack and Vine", "Rain Dogs"... Wie oft habe ich "Blue Valentine" gehört und all die anderen seiner Scheiben...... das alles fühle ich in mir......