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Musik um mich

Ich höre immer noch sehr viel Musik, sie begleitet mich, wenn ich glücklich oder traurig bin, sie hüllt mich ein, sie tröstet und sie putscht auf...... Ich fühle mich wohl in ihr, es ist meine Welt. Und doch, nebenher habe ich meine „Spezialmusiken“: Zum Abspülen, zum Waschen, zum Aufräumen, zum Träumen, zum Nichtstun und Sich-gehen-lassen, zum Bügeln, zum Sich-euphorisieren, zum Zuhören, Sich anregen und zum Sich abregen, zum Sich-fallen-lassen usw. Ich habe auch gelernt, dass es (für mich!) „Spezialmusiken“, wozu ich immer wieder neige, wenn ich in bestimmten Situationen bin. Sie bringen mir ein bestimmtes Gefühl und bestimmte Gedanken. Sie machen mich an, tragen mich weg (oder hin!). Im Laufe der Zeit nannte ich sowas „Situationsmusik“ (Musik, die sich für bestimmte Zustände besonders lohnt). Gerade das TV scheint das inzwischen auch kapiert zu haben und blendet für jeden Scheis Musik ein, die bestimmte arbeitslose Musiklehrer oder selbständige Musiker im Sklavenmodus günstig produziert und arroganten Redakteuren wie Waschmittel angeboten haben. Teilweise sind da aber auch sehr beachtliche Sachen zu hören! Ich versuche mich zu erinnern, seit wann das so ist: Die Übergänge müssen da, wie so oft!, fließend gewesen sein. Ob ich zu wenig darauf geachtet habe? Wie wohl unsere Vorfahren vor etwa 20 000 Jahren auf Musik reagiert haben? Ob das zuerst auch etwas Zweckgebundenes war und sich später erst von eben diesem Zweck gelöst hat? (wie etwa in der „bildenden Kunst“?). Da hat jemand natürlich live und direkt bei einem Musik gemacht, - was war überhaupt Musik, was galt als Musik? Ob das immer mit gesungener Stimme begleitet war, ob das etwas transportieren musste? Einen Sinn, ein religiöses Anliegen, einen Wunsch zum Genuss, zur wohligen oder weniger wohligen Melancholie? Die kleine Flöte in Blaubeuren, die etwa 30 000 Jahre alt ist, zeugt da von etwas anderem. Ich selbst produziere Töne, die etwas mit unserer Großstadtexistenz zu tun haben, die etwas von unserer Welt reflektieren. Vom Chaos, das in ihr herrscht. Von der wunderbaren Durchmischung, die so etwas wie ein klingendes Kalaidoskop bedeutet. Das heißt, ich versuche es. Wer mir da folgen will, weiß ich nicht. Die Verbindung zur Horde, zur sozialen Gemeinschaft, zur „traditionellen Überlieferung“ wird früher wohl enger gewesen sein. Es wird „genutzt“ oder „gebraucht“ worden sein. Und es wird eine gewisse feste Gebundenheit damit zusammengehangen haben. Das mag bis zum Gesetzesmäßigen gegangen sein. Doch sind zeitgenössische Töne wohl auch ein Spiegel der Vereinzelung in unserer Gesellschaft wie auch des Bewusstwerdens des Individuums. Seiner selbst und der Welt, auch des Verhältnisses seiner selbst zur Welt!