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Kunst und Pop

Allzuoft lese ich, dass aus Popmusik längst Kunst geworden sei. Nun ja, das hängt wohl davon ab, welchen Kunstbegriff jemand hat, fällt mir als erstes dazu ein. Dass die Belege dazu jeweils herbei gezerrt werden, macht die Behauptung nicht plausibler. Es spricht wohl einiges dafür, dass „die Popmusik“ (gibt es die überhaupt in dieser Allgemeinheit....?) damit hantiert, dass sie möglichst viele „Verbraucher“ kostenpflichtig anziehen und für sich gewinnen kann (man könnte das auch noch weit drastischer ausdrücken). In einer Zeit der sogenannten „Neuen Medien“ scheint dies immer schwieriger zu werden und es scheint auch einen Konzentrationsprozess auf allen Gebieten mit sich gebracht zu haben, der in Einigem einem wie auch immer gearteten Begriff von Kunst zuwider laufen könnte. Ob es im Wesen von Kunst liegt, möglichst viele Leute anzuziehen und sie dafür auch noch zur Kasse zu bitten? Dass es um „Wiedererkennbarkeit“ ginge und um eine „Marke“? Nun ja, darüber dürfte diskutiert werden. Die alten Schlachtrösser und die jungen Synthetikstars ziehen jedenfalls die Massen an die Kassen, während es anderen immer schlechter zu gehen scheint. Spiegelbild dieser Gesellschaft? Ob das Kunst ist? Auch die „Kunst“ (im Kanon der Bürgerlichkeit) hatte ihre Stars, keine Frage, manche waren und wurden sogar zu Superstars, die heutzutage auf Auktionen riesige Preise erzielen. Ob sie das jedoch im Einklang mit der Logik der Konzerne waren und taten? Gewiss, zu vielen Zeiten gab es keine Konzerne. Dafür gab es den Klerus und die Macht des Bürgertums. Und „Künstler“ gaben stets gerne die Hofclowns und Belustiger, die Bespaßer für die Mächtigen. Ob es aber nicht auch (zumindest zu gewissen Zeiten der etwas jüngeren Vergangenheit) eine Art Reibungsfläche gab, etwas, dem gegenüber eine Künstler das Beharrungsvermögen seiner Kunst behauptete? Ob es nicht gerade die ständige Wiederholung von Mustern (nicht nur von der Popkritik oft beklagt), also eine gewisse gerade von Künstlern oft gefordete „Redundanz“ von Mustern nicht gerade das ist, was Kunst zur Kunst macht? Auch dies wirft Fragen auf: In einer Wirtschaftssform, die fortwährende „Innovation“ und Erneuerung zu fordern scheint, ist die Herausarbeitung einer Redundanz allenfalls als ein „Markenkern“ opportun. Also als etwas, was den jeweiligen Künstler ausmacht, was er geprägt hat und von was er geprägt wurde. Noch bis jetzt wird die Popkultur zumindest in der Musik als etwas „Junges“ und „Unbefangenes“ behauptet. Ob wir insgesamt etwas sensibler dafür werden sollten, dass sie genau dies längst nicht mehr ist, sondern dass ganze Stäbe von Spezialisten auf und in mailen Kanälen am Aufbau einer „Karriere“ in dieser „Kunst“ arbeiten?