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Rock'n Roll zu verkaufen

Das fing doch schon sehr früh an. Ich erinnere mich an ein Konzert eines hochgelobten britischen Gitarristen, dessen Konzert vollkommen bepflastert war mit den Werbebotschaften eines Unterhaltungselektronikherstellers, der wohl global tätig war. So kam und ging so manches Konzert, dessen beide Screens rechts und links der Bühne teilweise sehr aufdringliche Spots und Werbebotschaften versendete. Unbewusst ließ das in einem Fragen aufsteigen. Flankiert wurde das ganze Geschehen meist mit dem sogenannten „Merchandising“, wenn völlig überteuerte T-Shirts mit dem Konterfei und der jeweils aktuell aufgedruckten Tournee des Großkünstlers sowie allerhand anderer Tand feilgeboten wurden. Sehr fleißig und in großer Stückzahl wurde dies natürlich in Verehrung des Auftretenden gekauft. 

Man schien sich daran zu gewöhnen, es wurde normal, schuf aber ziemlich aktiv eine Atmosphäre, in der man sich als „Verbraucher“ vorkam, als Konsument, der mit allen Mitteln abgezockt und mit den Werbebotschaften der Sponsoren zugedeckt wurde. Blöd nur, wenn es sich dabei um alte Helden handelte, die früher vielleicht einmal gegen die Zwänge der Konsumwelt und der bürgerlichen Gesellschaft anmusiziert hatten. Irgendwann wurden dann auch statt, wie früher, der Feuerzeuge die Smartphones hochgehalten, die per App auf „Taschenlampe“ gestellt waren. Sehr romantisch, das. Jetzt, so höre ich, werden sogar Chips am Eingang verteilt, die Daten zum Veranstalter senden und die der kollektiven Begeisterung dadurch Ausdruck verschaffen sollen, dass sie zentral gesteuert und auf das Bühnengeschehen abgestimmt beispielsweise in verschiedenen Farben schwelgen. Nebenher geben sie noch über den Getränkekonsum bei gewissen Stilarten Auskunft. Überhaupt bei allen Spielarten und Stilarten.  Wie das korreliert. Die Bediensteten sollen somit auch weniger bescheisen können. Dies scheint auch mit elektronischen Armbändern gut zu funktionieren. Gleichschaltung im wahrsten Sinne des Wortes. Datenverwertung und Algorithmus. Überwachung im großen Stil. Vollverwertung. Und niemand scheint sich daran zu stören. So wandert zunehmend etwas ein in die Popszene, das zumindest erkannt werden sollte.