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Popmusik und Journalismus

Ob Journalismus und Popmusik etwas gemein haben? Zumindest das, dass sie sich möglichst populär (Journalisten sagen „verständlich“) ausdrücken sollen. Dass sie möglichst alles und jede Position berücksichtigen sollen, um ja keine „Käufer“ oder „Konsumenten“ zu vergraulen. Dass sie sich bei einer kaufkräftigen Mehrheit geradezu anbiedern müssen. Dass sie dazu „Keywords“ einsetzen, also Wörter oder Begriffe, die bei den Konsumenten etwas bewirken. Sie müssen den Eindruck der Lebendigkeit hinterlassen. Sie sollen nicht allzu elitär wirken, sondern unterhaltsam sein. Sie wollen vielmehr Alltagsnähe erzeugen. Sie sollen etwas so vereinfachen, dass es jeder versteht. Sie wollen „dem Leser“ etwas geben, nicht unbedingt in der gewünschten Kürze, sondern in der von der Gesamtproduktion oder vom Layout gebotenen Länge. Wörter sind inzwischen nur noch Platzhalter, sie sind geworden, gemacht, völlig ohne Inhalt, ein Handwerk der Manipulation und des Wohlklangs.... Politik und Werbeagenturen haben sich der Sprache bemächtigt, Verseschmieder, Textproduzenten und Fake News-Ersteller sind hinter ihr her. Ich mache mir auch keinerlei Illusionen über Formen wie Blogs oder Soziale Netzwerke. Sie tragen wohl eher zur Banalisierung des Einzelnen bei. Dieser Einzelne scheint sehr stark zu dieser Entwicklung beigetragen zu haben, indem nämlich heute auch scheinbar lyrische Texte industriell, arbeitsteilig und geradezu maschinell hergestellt wurden und zunehmend werden („Songtexte“). Doch diese Entwicklungen sind wechselseitig. Der „Konsument“ will das so. Einprägsam“ und „fesselnd“  und "unterhaltsam" soll alles sein. Schnell, auf Anhieb. Inzwischen geht das entlang von Algorithmen. Der Druck auf die Tränendrüse ist etwas Gekonntes. Der Wutausbruch wird planmäßig herbeigeführt (jeweils beim „Durchschnittsuser“). Alles erscheint austauschbar. Die Lüge beherrscht offenbar das Feld.