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Musizieren

Was meine Musik ausgemacht hat, was alle Musik ausmacht, was sie jetzt ausmacht? Erstens: Musik wird nicht nur abstrakt geplant und arrangiert, sondern ist ein Ergebnis von sozialen Situationen. D.h., ob ich damals in Bands gespielt habe mit anderen Musikerinnen und Musikern zusammen, die ganz bestimmte Qualitäten hatten und andere nicht, das war entscheidend für das Ergebnis. Das gilt auch für gewisse andere Musiker. Auch wie viele Gelegenheiten zur Probe es gab, welche Proberäume zur Verfügung standen, wie lange und wie oft wir sie nutzen konnten, welche Vorkenntnisse und Fertigkeiten es gab, wovon man „beeinflusst“ war, ob es Konflikte zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gruppe (der Band) gab, welche Leute überhaupt mitmachten und wie sie sich beispielsweise identifizierten mit einem Ziel, wie sie sich "dran hängten" an gewisse Absichten, wie sehr sie von finanziellen Einkünften abhängig waren, wie lange sie durchhalten konnten, um ein gewisses Ziel zu erreichen … usw. Das alles hatte großen Einfluss auf unsere Übereinkunft, die sich in Musik ausdrückte und deren Umsetzung eingeübt werden wollte. Eine Zeit später bestimmten die sozialen Umstände einer Plattenfirma auf vielerlei Weise, was sich in einem musikalischen Projekt abspielen konnte, wie gut es voran kam usw..   Zweitens: Heutzutage, in der Vereinzelung neoliberaler Umstände, wenn jedermann seines eigenen Glückes Schmied ist, drückt sich das in der zur Verfügung stehenden Software und den Sounds aus, die in ein Ergebnis einfließen können. In dem, was eine bestimmte Software zulässt. Anders die reproduzierenden Musiker: sie sammelten Jobs und verdienten (spärliches) Geld und tun das heute noch. Sie wurden angerufen, der Recording-Vorgang, Aufnahmesessions waren zunächst nicht sehr wichtig für sie. Es mag sein, dass sich auf diese Weise auch gewisse „Stars“ heraus schälten und in einen Vorgang des selbständigen Verdienens einflossen. Dann wurde promoted, teuer aufgenommen, fotografiert und in alle Richtungen betreut, wie in der Popmusik. Es ging nun darum, "besser" als andere (Insbesondere der "Mitwettbewerber") zu sein. Beliebt schienen Vertretungsjobs gewesen zu sein, also das kurzfristige Einspringen für Kollegen, die verhindert waren. Aufgrund von exzellenten handwerklichen Fähigkeiten war dies jederzeit möglich. Im Bereich der Popmusik gibt es das wohl weniger, im Jazz hingegen sehr wohl. Heutzutage haben sich die Szenen radikal aufgesplittert, niemand weiß noch vom anderen, der andere Musik mit anderen Absichten macht. Dabei wäre gerade eine solche übergreifende Sicht auf so etwas wie Musik sehr wichtig.