Was ist, was kann Musik? Ist sie, wie oft beobachtet, der Ausweis dafür, zum Bildungsbürgertum zu gehören? Zu verstehen? Geschult zu sein? Ist sie der Ausweis dafür, „dazu zu gehören“, am Geheimwissen von Wissenden teilzuhaben, was schon immer die Voraussetzung für das innere Gefühl einer Gruppe war? „Peer Group“ würde die Soziologie dazu sagen. Selbstdefinition als Angehöriger einer Gemeinschaft derselben Schicht, desselben Geschmacks. Ob das noch zeitgemäß ist in einer Zeit, die die industriell erzeugte Musik überall und jederzeit konsumiert? Kann Musik dich „umpflügen“, kann sie dir neue Ansichten eröffnen, kann sie dich empfänglich(er) machen für die Welt? Kann sie dir ein Lächeln geben, aber auch ein Gefühl von zurück geschluckter Resignation, arbeitet sie mit schöner Melancholie und dem wohligen Gefühl des Schwarzen, das aber nicht zu schwarz sein sollte? Das so gefällig und komfortabel sein sollte, wie sie Musik selten ist? Schafft Musik Gemeinschaft, Gleichklang und Verbindung zwischen Menschen? Oder Gleichschaltung? Macht sie Menschen zur manipulierbaren Masse? Zieht sie einen hinein in sich, wenn man sie ernst nimmt? Wenn man sich aufmerksam auf sie einlässt? Schafft sie ein Gefühl von Harmonie, ein Gefühl von Dissonanz „an der richtigen Stelle“? Wo ist diese „richtige Stelle“? Definieren das die großen Geister mit den vielen Titeln und Auszeichnungen? Muss man „etwas davon verstehen“? Oder genügt eine Bereitschaft, sich einzulassen? Will dies Gefühl geübt werden, ausgebildet werden, geformt und geprüft? Verglichen und einem Wettbewerb ausgesetzt? Benotet? Beurteilt von kundigen Geistern? Ist jeder zur Kritik fähig? Gibt es Kritiker? Kann man das sein, ohne sich mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten zu beschäftigen, den Kontext zu verstehen? Oder hat man es mit einem Reich des Erhabenen zu tun, das sich über solche Niederungen hinweg zu setzen imstande ist? Gibt es da ein Mehr und ein Weniger?