· 

Digitalkritiker

Könnte es ein, dass selbst in den nun endgültig heranstehenden “digitalen“ Zeiten diejenigen, die sich mit Erzeugnissen des menschlichen, also „humanoiden“ Ausdrucks einigermaßen auskennen, also Kulturkritiker, besser abschneiden werden als diejenigen, deren Dienstleistungen in der digitalen Wirtschaft überflüssig sein werden, weil sie standardisiert und also austauschbar, digital ersetzbar sein werden? Fest steht: Roboter können Tätigkeiten eines Kritikers nicht ausführen, wobei auch die Tätigkeit eines Kritikers neu bedacht werden sollte. Er könnte unter gewissen Umständen nicht der einsame Bescheidwisser auf den Höhen des Parnass darstellen und seine vernichtenden oder bedingungslos erhöhenden Urteile absondern, sondern er könnte sich zusammen mit dem "Konsumenten" auf eine Entdeckungsreise begeben, die dem mit zusätzlichen Kriterien ausgestatteten "Konsumenten" allenfalls Dinge nahelegt, ihn Dinge selbst entdecken lässt oder ihn gewisse Schlüsse ziehen lässt, aber sich niemals auf seine scheinbare Unterlegenheit stützt (was meist den Kritiker selbst erhöhen soll). Jaja, ich weiß um das menschliche Bedürfnis nach Orientierung und welche Rolle es in diesem Prozess spielen könnte! Wenn der Mensch sich selbst betrachtet (in Zukunft werden sich viel mehr Menschen künstlerisch betätigen, weil auch der Begriff der "Arbeit" neu gefasst werden muss. und dabei nicht nur Kriterien der High Performance“ gelten lässt, könnte das eine ganz neue Ebene der Beschäftigung (nicht: Arbeit) in einer Gesellschaft 4.0 bedeuten. Könnte. Noch scheinen wir weit entfernt davon zu sein. Doch die Geschwindigkeit der Entwicklung und der „Innovation“ hat sich längst erhöht, Beschleunigung ist auf allen Gebieten angesagt. Es könnte also schneller so weit sein als Viele denken. Eine Umwertung vieler Werte könnte dadurch heranstehen. Kritiker könnten eine neue Qualität menschlichen Lebens verkörpern, was unter den genannten Bedingungen keine pathetische Erhöhung und kitschige Übertreibung darstellt. Kritiker könnten mehr auf das einzugehen versuchen, sie könnten zusammen mit dem „Konsumenten“ das empathisch nachzuvollziehen versuchen, was ein Künstler beabsichtigte, der nicht unbedingt einem von der Industrie vorgegebenen "Starsystem" angehören muss. Es könnten einem auf diese Weise angeregt, Stärken und Schwächen bewusster werden. Vielleicht.