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Form und Inhalt in der Rockmusik

Es war doch schon länger ein seltsames Phänomen: Rock, der rechtsgerichtet ist, entgegen der traditionell eher linken oder libertären Richtung, die für Rockmusik einmal generell galt. Mir fällt das wieder einem bei zwei aktuellen Besprechungen von Morriseys neuem Album „Low in High School“ auf. Da verreißt die eine gnadenlos, während die andere es „bestechend“ findet. Die eine führt Morrisseys Eintreten für UKIP und Nigel Farrage samt dem Brexit und anderen Missetaten auf, um das furchtbar zu finden. Die andere geht damit nachsichtig um und bucht das unter dem traditionellen Nonkonformismus und einem Hang zum Unkorrekten des ehemaligen Smiths-Sängers ab. Da tut die eine einen kompletten Song des Engländers als „schlecht“ ab während der andere Besprecher das Ganze von A bis Z so großartig findet, dass man sich in 30 Jahren noch gerne an das Album erinnere. Um was es geht, ist unheimlich wichtig bei dem einen, während der andere dahinter eher so etwas wie einen gewissen Humor und Abstand zu den Dingen walten sieht. Den Allverstehergestus des schrulligen Engländers kritisiert der eine, während der andere solche Posen eher als Mittel zum Zweck zu deuten scheint. Einseitiger Zorn“ sei dem nicht erlaubt, der früher, zu besseren Zeiten, sein Spiel mit den Widersprüchlichkeiten getrieben habe...., meint der eine....während der andere..... Manches geschieht ohne Herleitung, ohne Wieso und Warum, wird frank und frei behauptet und verurteilt. Bei manchem anderen ist da eine Grundgewogenheit, die sich nahe einer Verehrung aus Perspektive des Fans abspielt, nicht abzustreiten. Und so weiter.....

 

Dabei scheint es mir auch um das Verhältnis von Form und Inhalt zu gehen. Was inhaltlich nicht korrekt ist, kann formal durchaus glänzend sein. Die Literatur hat hier nicht nur mit der Figur Ezra Pound oder dem frühen Gottfried Benn etliche Beispiele zum heftigen Diskutieren zu bieten. Gerade in letzter Zeit haben sich viele rechtsgerichtete Bands an den Rock heran gewanzt und scheinbar seine idiologische Suppe verdorben. Dabei haben wir auch vor 40 Jahren viele Beispiele von Bands und Einzelnen gehabt, die den Rock für jene agitatorische Zwecke nutzten, die damals natürlich linksgerichtet waren. Wie sich die Rockmusik selbst in sehr offensichtliche Widersprüchlichkeiten verstrickte und sich an manchen Stellen sogar als Teil des Unterhaltungsapparats entpuppte, dürfte einiges offen gelegt und in den Schmutz des großen Geldes gezogen haben. Heute werden gerne die scheinbar alten Schläuche benutzt, um noch ältere und ziemlich verstaubte Botschaften zu transportieren. Bei derart gähnender Inhaltsleere des Genres ist dies nicht sehr verwunderlich.  

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