Emotion und Ausdruck

Das Wort „Emotion“ kommt vom lateinischen emovere: nach außen bewegen. Es geht darum, nicht nur erreicht zu werden, sondern auch antworten zu können, jemand wiederum zu erreichen. Beispiel Musik machen: da wird man nicht nur erreicht, sondern man erfährt sich auch als wirksam, man hat einen Einfluss darauf, was passiert. Auf Abläufe, auf Prozesse, auf Richtungen. Etwas erreicht und berührt mich. Und ich erfahre mich als selbst wirksam damit verbunden. Ich kann antworten und dem entgegen gehen, auf es reagieren. Alles beruht im Idealfall auf Gegenseitigkeit. Es ist nicht nur so, dass ich mir etwas einverleibe oder es in Reichweite bringe, sondern ich „transformiere“ mich dadurch. Es verändert einen, man wird ein anderer Mensch dadurch. Oder: es hat etwas mit mir gemacht. Ob so etwas mit fortschreitendem Alter abnimmt?

Es erlaubt einen Rückblick im Sinne von: danach war ich jemand anderes. Etwas bewegt, berührt und erreicht mich, ich antworte und werde dadurch ein anderer. Es ist mir immer seltener passiert, aber es ist passiert.

 

Es bleibt darin aber stets etwas Unwägbares. Das heißt, man kann versuchen, eine solche Beziehung mit allen Mitteln herzustellen. Es passiert aber nichts. Es könnte sogar sein, dass bei allergrößter Bemühung nichts passiert. Dabei ist sinnliche Überwältigung nicht diese Art der Beziehung. Man mag beispielsweise in einem Konzert überwältigt sein durch die Soundfülle und das Licht. Aber das bedeutet nicht zwangsläufig, zu antworten und bewegt zu werden, ein anderer Mensch zu werden. Man staunt. Man bewundert die (technische) Fähigkeit, ist aber nicht wirklich berührt. Eine tiefer gehende Wirkung kann halt nicht garantiert werden. Unter anderem mag es auch leibliche Hindernisse geben: Schmerz, Hunger, ein drückendes Gefühl, etwas Bestimmtes tun zu müssen und es nicht gtetan zu haben. Psychische Voraussetzungen mögen dabei auch eine Rolle spielen: traumatisiert zu sein, oder tief verletzt, Dann verliere ich diese Fähigkeit, mich berühren zu lassen. Auch räumliche Bedingungen sind dabei wirksam: Sonnenschein und Wärme oder harter Regen mögen uns beeinflussen. Eine Betonhalle hat einen anderen Einfluss als eine eine gewisse Wärme ausstrahlende Umgebung. Je nachdem, wie man sitzt, wie man mit dem Anderen in Beziehung tritt, - oder auch nicht. Zeitdruck mag auch so manches umbiegen. Er „verdinglicht“ unter Umständen so manche Beziehung. Stress, Angst, Druck führt dann oft zu „Wettbewerb“. Höher, besser, schneller, weiter. Das ist das Gegenteil zu „hören und antworten“.