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Crossover

 „Crossover“ scheint eine Zauberformel vergangener Zeiten, die Überschreitung der vor allem von Profitinteressen vorgegebenen Genregrenzen war damit gemeint. So war in der letzten Vergangenheit die Vermischung von Metal und Funk beliebt. Geradezu spezielle Reize schien der Vermischung verschiedener Genrekennzeichen auf Künster der Popmusik auszuüben. Doch mittlerweile scheint sich das Blatt vollkommen gewandelt zu haben. Jegliche Art von Popmusik scheint streng formatiert und auf krass fraktionierte Ziwelgruppen zugeschnitten zu sein. Unter anderem, man weiß das wohl, scheint dies auch den Diktaten der „Playlists“ und der streamingorientierten Digitalwirtschaft geschuldet, die auf eine möglichst schnelle und effiziente Einordnung bedacht ist. Darin gleicht sie übrigens den Bestrebungen, denen die Menschen zunehmend ausgesetzt sind: auch sie sollen sich einordnen in globale und Marktorientierte Konsumprozesse. Dies erzeuge Wachstum, so die gängige Lüge. Und Wachstum befördere die Wirtschaft, sie brauche dies regelrecht, Wachsttum sei die Voraussetzung „für alles“. Meine eigene Musik, die eine Überschreitung von Genregrenzen quasi in sich trägt und die Einflüsse eines langen Zeitraums aufnehmen will, ist in puncto Hörerschaft radikal gescheitert. Es scheint sich nahezu niemand mehr für einen solchen Ansatz zu interessieren. Popmusik scheint zu einer allzeit und überall verfügbaren anonymen Masse geworden zu sein. Was zählt, ist der schnelle Kick und das durchschlagskräftige Lick. Dies spielt sich in einem digitalen Geschäft ab, das absolut und überall von Kaufleuten dominiert ist. Wo sind die Liebhaber und die Interessierten? Auch sie sind offenbar verschwunden, interessieren sich offenbar nur noch für ihre Wahrnehmungsblase. Für ihre, unter anderem auch sozial abhängige Auffassung von Gut und Schlecht.