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Nicht alles war besser

Ein monatlich erscheinendes großes Musikmagazin halte ich mir noch, obwohl ich im Vergleich zu früheren Tagen selten da rein blicke. Jetzt scheint da eine Folge davon geprägt zu sein, dass „junge“ Künstler ihre alt gewordenen Vorbilder treffen und ihnen Komplimente machen. Offenbar wollen sie erfahren, „wie das echte Profis“ so machen. Dabei erscheint mir doch einigermaßen fraglich, wie sehr die „früheren“ Verhältnisse angehimmelt werden, welchen Einfluss doch bestimmte Umweltbedingungen auf die Musik haben und vieles anderes. Das scheint mir doch sehr aus der Perspektive derer niedergebracht zu werden, die immer auf der Sonnenseite des Lebensstanden. Da schwärmt etwa der gute alte Elton John unter anderem von Joni, Crosby, Stills and Nash und der großartigen Atmosphäre in Laurel Canyon, wo diese Leute damals lebten. Nun gut, ich mag Miss Joni auch sehr. Vor allem ihre Musik. Ich glaube, auch hier sollte man Werk und Künstler auseinander halten. Es ist doch einigermaßen bekannt geworden, wie „zielgerichtet“ etwa Joni ihre Karriere verfolgt hat und wie sehr private Verhältnisse wie etwa das Verhältnis zu ihrer Tochter darunter gelitten haben. Ich meine, dass man Jonis Musik trotzdem großartig finden kann, und überhaupt, dass ein Künstler seine Grenzen erkunden, sein „Ziel“ verfolgen - und anderes muss usw. (die Argumente liegen alle bereit), dass aber kein Anlass zu naiver Bewunderung besteht. Immerhin scheint sich Miss Joni durch nahezu die gesamte Künstlerkolonie auf Kosten anderer menschlicher Verbindungen gevögelt zu haben. Dass dann geschwärmt wird, wie „offen“ die damalige Zeit gewesen sei, dass man unerschrocken neue Dinge ausprobiert und experimentiert habe, dann mag das teilweise sogar stimmen. Doch es wird dann stets ein anderer Teil ausgeblendet, der vielleicht nicht gar so sonnig und „frei“ daher kommt. Am Rande kommen dabei auch der Einfluss der Drogen zur Sprache: Nun ja, sie scheinen nicht nur das Bewusstsein geöffnet, sondern auch Etliches kaputt gemacht zu haben. Man sollte sich der Janusköpfigkeit solcher Phänomene bewusst sein.