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Mit Nick Drake durch den Herbst

Ich gehe hinaus in den Herbst und habe dabei Nick Drakes Album „Five Leaves left“ im Sinn. Auf Nick Drakes Grabstein steht „Now we rise. And we are everywhere“. 1948 wurde er geboren. Habe ich erst kürzlich erfahren. Ja, klar, er war wohl „psychisch krank“. So würde man heute sagen. Doch was heißt das? Vincent van Gogh war auch krank. Was ist krank? Setzt das eine Abweichung von den Normen voraus? In eine niederschmetternde Sonderexistenz hinein geglitten? Sowas geht auch ohne Drogen…. Nick Drake schlitterte in den zwanziger Jahren seiner Existenz schon in den frühen siebziger Jahren in eine Depression, aus der er nicht mehr heraus kam. Es gibt wohl so etwas wie Biografien, aber mir scheinen sie nicht besonders aufschlussreich. Mir kommt es darauf an, was seine Musik für mich bedeutete und bedeutet. Nick Drake war und ist für mich ein absoluter Bezugspunkt, - Leute würden sagen „eine Referenz“… Traurigkeit, Melancholie: nirgendwo wirkt er übertrieben oder kitschig, aufdringlich, inszeniert etwas oder lässt „ein Produkt“ entstehen. Seine Songs (vor allem auf „Five Leaves Left“) sind Kleinode. Alles wirkt „entbeint“, auf den Punkt gebracht. Die String-Arrangements sind vielschichtig und drängen sich doch nie in den Vordergrund. Akustikgitarren dominieren. Richard Thompson, der als ehemaliger Fairport Conventionmusiker damals noch in England wohnte, stand ihm als Gitarrist zur Seite. Dave Pegg und Dave Mattacks später auch. Toll, Richard Thompson ist sowieso einer der Besten! Nick Drakes zarte, aber gleichzeitig scharf konturierende Stimme! Sie ist ins sich selbst entrückt, es werden Gefühle zurück geschluckt. Trotzdem entsteht eine Richtung, die in die zarte Verletztheit seiner Seele führt. Alles ist auf einen knappen Punkt gebracht. Ich liebe diese CDs mit seiner Musik!