· 

Musik verändert die Welt

Paddy McAloon ist kein besonders religiöser Mensch. „Um ehrlich zu sein: Ich kann gar nicht sagen, was ich glaube. Reine Vernunft erscheint mir aber wie ein geschlossenes System. Sie kann nicht wirklich etwas außerhalb ihrer selbst erklären“ soll er gesagt haben. Mitte der achtziger Jahre war er mir schon aufgefallen als überragender Songschreiber, der mit seiner Band Prefab Sprout ein auf dem Cover der ersten Platte „Steve McQueen“ enges, auch optisch eindrucksvoll dokumentiertes Verhältnis pflegte. Umso erstaunlicher war es, als er 2010 eines unter seinen bisher letzten Alben „Let’s change the World with Music“ heraus brachte, im Alleingang aufgenommen, alle Instrumente von ihm gespielt. Es muss sich so ergeben haben, nachdem ihn erst ein schwerer Tinnitus (dadurch hört er bis heute keine Bässe mehr, sondern spürt sie nur noch), und dann eine Hornhautablösung überfallen haben. An Auftritte oder gar Tourneen mit seiner genau zu dieser Zeit extrem aufstrebenden Band war danach nicht mehr zu denken. McAloon strickte sich immer mehr in seine eigene Welt ein, erfand seine eigenen Gesetzmäßigkeiten und erwarb unter Musikern und bei mir einen legendären Ruf. Doch jetzt „Let’s change the World with Music“. Gleich im ersten Titel „Let there be music“ heißt es in der allerersten Zeile: „ In the beginning was a mighty bang…“ und „God was moved He made a choice he said „let music be my voice“. Er spinnt das Thema über tollen Harmonieprogressionen weiter, zuerst bis zum Titel „God watch over you“. Nein, er ist oder war kein Verkündiger! Es gibt auch sehr weltliche Alben von ihm. Im erwähnten Titel aber heißt es „God watch over you, every minute, every moments“. Aha. Ein Mann und seine in Musik gesetzten Thesen. Next: „Earth: the Story so far“. ...There was a baby in a stable. Some say, it was the Lord singing „save me, save me“. In Skepsis gepuderte Agnostik. Persönliche, in Töne gesetzte Auffassungen. Liebe zur Musik. Ganz unironisch. Er hat das ganze Album auf einem kleinen Atari-Computer eingespielt. Unglaublich. Allgemeines kam ihm in den Sinn: „Ich kann mir gut Welten vorstellen. Darin bin ich stark seit meiner Kindheit. Das ist mein Thrill, etwas zusammenzusetzen, eine Welt, von der ich vielleicht nicht mal wirklich weiß, was sie bedeutet, oder vor der ich warten muss, bis sie mir vielleicht selbst sagt, was sie bedeutet“