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In Hawaii

Ach, ich strebe wieder einmal an meiner CD-Sammlung (jawohl, keine MP3-Tonträger, sondern richtige CDs!) entlang und lasse mich inspirieren: Wie konnte ich das vergessen! The High Llamas können einem in den Tag helfen! Ich nehme immer die Scheibe „Hawaii“, die ja gar nichts Hawaiieskes an sich hat, sondern allenfalls ein fernes Paradies vertont, auf das soooo viele Sehnsüchte projeziert werden. The High Llamas waren damals ein Quintett, das auf dieser Scheibe mit vielen Bläsern und Streichern durch seine eigenen Hell-Dunkel-Kontraste ging, mal mit Gesang, mal ohne... Ich war in Hawaii und war insofern fast enttäuscht, zumal ich die hawaiianische Musik sehr mochte und mag. Auf dieser Scheibe ist nichts darauf zu finden! Doch halt! Da heißen Titel „Island People“ oder „Hawaiian Smile“: was es wohl damit auf sich hat? Es wird nicht klar, wie so vieles auf dieser CD, die ihre Rätselhaftigkeit eleganz und spooky verpackt. Allein schon, wie viele Instrumente da ineiander fließen! Ich schaue nach: Die Band war damals ein Quintett, das ursprünglich aus London kommt. Wikipedia schreibt: „Die Musik der High Llamas verbindet amerikanischen Pop und Folk der 1950er mit brasilianischem Jazz und Bossa Nova, Film-Komponisten der 1960er Jahre und elektronischer Musik der 1990er Jahre. Es besteht eine klangliche Nähe zu Easy Listening und Kitsch-Musik.“. Nun ja, da steht schon einiges drin – und auch nicht. Diese Stücke fließen scheinbar absichtslos ineinander, Klischees werden kunstvoll umschifft oder es wird mit ihnen umgegangen, sie werden eingesetzt, niemals rockig, dafür immer flockig, es tauchen Beatles- oder Neil Hannon-artige Melancholien auf, smart sich umkreisend, humoresk durch Vibraphone und komische Orgeln gestützt, immer easy, aber nie avantgardistisch, - insgesamt aber dann vieleicht doch….schwebend abgehoben. Alles scheint hier mit sich selbst zufrieden, nichts will zum Mitklatschen oder Mitsingen animieren, alles blubbert und tuckert vor sich hin. Schleifen kreisen um sich selbst, in sich hi9nein und aus sich heraus, da sind filmmusikartige Verläufe, die eine gefährliche Zweideutigkeit haben und in Hitchcockfilmen hätten zum Einsatz kommen können, vieles deutet auf eine Ebene dahinter, da sind für ein paar Takte elegante Castagnetten, alles ist freundlich hinterhältig und gemahnt daran, dass mit Humor Vieles auszuhalten wäre....