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Wie das damals war (2)

Wie das damals war? Da waren als Leadsängerinnen beispielsweise zwei Französinnen hintereinander in meiner Band, völlig unterschiedlich im Wesen. Es hatte sich so ergeben und war weniger das Ergebnis einer gezielten Suche. Man erfuhr durch sie so manches Aufschlussreiche über die französische Gesellschaft. Zusammen gewann man sogar einmal einen großen überregionalen Wettbewerb, verbunden mit einem Geldpreis, den wir natürlich sofort in einen Studioaufenthalt umsetzten. Dabei trat meine "Partnerin" sogar mal bei RTL auf. Es gab auch Angebote von Plattenfirmen. Da ich wegen einer gravierenden Krankheit aber längere Zeit außer Gefecht war, nahm sie den Termin zusammen mit ihrem frisch vermählten Gatten wahr. Insgesamt muss es wohl so gewesen sein, dass nicht viel bei den „Verhandlungen“ heraus kam. Auch war nicht klar geklärt gewesen, wer als Songautor und treibende Kraft im Hintergrund genannt werden sollte. Argwohn schlich sich ein, weil sie allen Erfolg auf sich bezog. Es wurde auch offensichtlich, dass sie gar nicht die Antriebskraft wie ich hatte, einen Vertrag zu erhaschen, weil sie ja ohnehin die wohlbehütete Tochter einer höher gestellten Person war, die Ballett- und Gesangsunterricht genossen hatte. Sie hatte es also im Gegensatz zu mir quasi schon von Geburt aus geschafft. Nach den großen Erfolgen und Auftritten verlief sich alles im Sand.

 Man gründete unter anderem eine Band und unternahm sogar mal eine gemeinsame Fahrt in die Bretagne zu Martine’s Familie. Anschließend ging es nach Paris zu Martines Bruder. Sie mochte nichts, was amerikanisch war, zb. weigerte sie sich, Coca-Cola zu trinken. Die französische Sprache brachte man in die Songs genauso ein, wie etwa Deutsch oder Englisch. Sprache wurde das Mittel eines lautmäßigen, phonetischen Ausdrucks. Ein Organisationsdebakel war es aber mit beiden Damen immer. Sehr schwierig gestaltete es sich etwa, die „Band“ an einem Ort zusammen zu bringen oder sich zum Austausch von Gedanken und Bildern zu treffen. Dies war auch so, weil eine der beiden Damen in Deutschland frisch verheiratet war. Man bekam dadurch zwangsläufig einiges von der (spießigen) Lebenswelt der einen Dame mit, ließ aber alles gelten (man nahm lediglich wahr...) und buchte es in einer Art allgemeiner Toleranz ab. Es schwebte einem bei allen Bemühungen so etwas wie eine Art kreativer Nukleus aus Mann und Frau, Yin und Yang, vor. Man war von Psychologen wie CG Jung beeinflusst, man ließ sich Träume erzählen und Visionen, versuchte behilflich dabei zu sein, das in eine Form zu bringen. Dabei war man auch noch direkt von Dylan und seinen Rimbaud-Einflüssen geprägt. Man versuchte vieles vom andern aufzunehmen, auch sperrige Sachen, die nicht in ein Songkonzept passten. Leider kam bei diesen „Bemühungen“ nicht allzu viel heraus. Was ich nicht so recht wahrnahm oder gebührend ernst nahm, war, dass einem dabei ständig die Mann/Frau-Geschichte, die Geschlechtlereien unterstellt wurde. Es wurde taxiert, ob die jeweilige Partnerin „gut aussah“, ob sie eine "gute Figur" hatte etc.. Ich war dafür viel zu platonisch drauf, suchte beharrlich den Ausdruck und einen Dialog, nahm das Äußere irgendwie mit und nahm es nicht als genau den Tauschwert wahr, den es in unserer Gesellschaft und speziell im Showgeschäft bedeutet. Mir kam es viel mehr auf die Stimme und die Persönlichkeit an.