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Für Jeff 2

Zuvor hatte ich über sein Album „Commotion&Emotion“ geschrieben, das auf dieser Tournee wohl promoted werden musste. Das Album ist nicht unbedingt sein allerbestes, hat aber doch einiges von dem zu bieten, was andere nicht drauf haben: Tatsächlich eine besondere emotionale Qualität, etwas Drängendes, etwas, was vom Menschsein handelt, etwas, was nicht nur schön sein will, sondern auch heftig, wahnsinnig, drängend und dreckig. Für mich wurde er immer mehr zu einem der allerbesten. Der mir etwas mitzuteilen hatte. Der mit seiner Gitarre zu mir sprach. Oft auch verdreht und daneben. Aber sind wir das nicht auch oft? Natürlich war auch einer wie er den Mechanismen des Popgeschäfts ausgeliefert. Er spielte den Rockstar in Stiefeln mit der Mähne aus den 80ern. Er tat mit, so gut es eben ging und spielte seine Rolle bis ins hohe Alter, in dem er übrigens immer noch besser wurde. Noch heute durchbricht er mit seinem Gitarrenspiel jedes Gefühl von Gleichgültigkeit und Abgeklärtheit spielend. Ich höre ihm zu und bin fasziniert:

 

Jeff Beck mit neuem Album - Hochfliegender Stilist. Seine Artikulation ist scharf, seine Phrasierungen sind typisch. Ob langsam, oder schnell, ob mittleres Tempo, immer ist klar, wer hier Gitarre spielt: Jeff Beck. Wie seine lang gezogenen Töne vielsagend abbrechen, wie im Weichen das Harte lauert und durchbricht, um sich gleich wieder im Melodiösen zu verpuppen, wie er die Obertöne kitzelt und die Flageoletts auskostet, das hat allerhöchste Klasse, - nicht nur in der Rockmusik. Ein Stilist. Ein Ästhet. Seine Spielweise scheint oft eine eigene musikalische Art der Mitteilung zu sein, emotional aufgeladen, wild, roh und gleichzeitig sehr kultiviert die Details beherrschend und jederzeit formend. Es gilt dies auch für die von Kritikern vielgescholtene neue CD „Emotion & Commotion“, die mit Orchestereinsätzen nicht spart und sogar den Klassiker „Over the Rainbow“ mit geschwollenen Orchesterteppichen ins Beck'sche Arsenal holt. Großartig, wie er hier das alte Thema umspielt und wie er im darauf folgenden Alternativschlager „I put a spell on you“ Joss Stones' Stimme die Krone aufsetzt. In Wolken träumend, den einzelnen Ton auskostend kann seine Gitarre plötzlich hernieder brechen, sich derb ins Ätzende bohren, um dort neue Kraft zu schöpfen. Zuweilen hangelt sie sich auf „Emotion & Commotion“ sentimentale Schnörkel entlang, schmiegt sich ans wohlig Aufgelasene, in plüschige Puccini-Polster auch wie in „Nessun Dorma“ - und ist doch immer ganz klar bei sich selbst. „There's no other me – da ist kein anderes Ich in mir“ singt Joss Stone für ihn heftig rockend. Das macht Sinn. Er drückt es heraus, er legt es in den Ausdruck seiner Musik. Was? Alles. Auch auf diesem Album, das sich wegen seiner scheinbaren Sentimentalitäten zu Unrecht kritisieren lassen muss. Jeff Beck: Emotion & Commotion.“