Stoßtrupp der Musikalität

Auch wenn ich die Scheibe länger nicht mehr gehört habe, haut sie mich sofort um und verschafft mir jenes Gefühl, das ich hatte, als ich sie zum ersten Mal in Händen hielt. Das Coverbild mit der auf dem alten Motorrad kauernden Band mit Frau programmierte einen vor. Thomas Dolby, damals sehr angesagter Musiker und Produzent, hatte produziert: erste Ausläufer des Digitalen, klug vermischt mit herkömmlichem Rock-Instrumentarium: Ja, das war sein Konzept, das mir auf dieser „Steve McQueen“ überschriebenen Scheibe besonders gut aufzugehen schien. Das Album wurde, wie ich später erfahren habe, in den USA unter dem Titel „Two Wheels Good“ in Erwartung eines Rechtskonflikts mit dem Nachlass des amerikanischen Schauspielers Steve McQueen veröffentlicht. Aber hier war mit Paddy McAloon ein besonders einfallsreicher toller Songschreiber, der über ein breites Ausdrucksvermögen zu gebieten schien und auf dieser Scheibe auch als Sänger den Eindruck eines voll integrierten Mitglieds eines Stoßtrupps der Musikalität erweckte. Jawohl, Prefab Sprout waren eine Band und klangen auch so. Erst viele später nahm er jene Alben auf, für die er die jeweiligen Musiker engagierte, die seine kunstvollen Songs zum Leben erwecken konnten (ähnlich wie Steely Dan). Aber hier, auf „Steve McQueen“, der ersten Scheibe von Prefab Sprout, beginnt es mit „Faron Young“, einem Song, der alleine schon mit musikalischen Mitteln vollkommen überzeugen kann: Mit einer Art Western-Hall versehene Gitarren, riesige digitale Räume und trotzdem das Gefühl einer „richtigen“ Band: Sie jagen über gebrochene Akkorde vorwärts, diese unverschämten Gasgeber, sie setzen raffinierte Mittel im Vorbeifahren ein (z.b.gleichzeitig einfach und komplex zu klingen, etwas Zwingendes entstehen zu lassen), hinter den Akkorden lassen sie einen Gefühlsfilm ablaufen und raufen sich zu Chören mit einer Frauenstimme (Wendy Smith singt nie lead…) zusammen. Ich konnte damals viel von ihm über das Songschreiben lernen, über Akkorde und ihre gewissen Wirkungen). Aber Paddy McAloon war damals so gut, dass er mir fast unerreichbar erschien. Auch heute muss ich noch sagen: Das ist äußerst talentiert und geeignet, alles sofort wegzuspülen und einem Wege zu weisen. Schade, dass sehr viel später eine Krankheit, seine überragende Schaffenskraft ein bisschen zu bremsen schien.