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Antriebe (1)

Man wollte an das Zeitgefühl und die scheinbare Ereignislosigkeit von John Cage anknüpfen. Er war offenbar in den Kosmos des Klangs eingegangen und badete in der Ruhe. Dazu kam das Gefühl des Groove, also für ein drängendes akustisches Ereignis, für ein spannendes Riff, das niemals aufhören sollte und scheinbar das Gegenteil dieses "John-Cage-Feelings" war. Es war dies ein oft nicht erreichter Anreiz. Es drängte für mich unter anderem in die Richtung, die Philipp Glass eine Zeitlang verkörperte: Repetition und ihre Wirkung nach Veränderung winziger Details. Ich hatte auch „Einstein on the Beach“ live auf der Bühne gesehen, was mich stark beeindruckt hatte. Dazu kamen bei mir Randerfahrungen bei KH Stockhausen, Nono und etlichen sogenannten „Neutönern“, deren „Avantgarde“ ich nicht unbedingt so aufregend fand, wie sie gekocht wurde. Was mir unter anderem an ihnen gefiel, war, dass sie nicht unbedingt auf eine Massenhysterie zielten, was keine Kunst ist, wenn man aus dem Kulturtempel heraus massiv subventioniert wird.

Ob es dadurch, durch Pop und seine Mechanismen, zu einer Verbindung der Einzelnen kam, ob es eine „Verzahnung“ mit der „gemeinen“ Realität kam? Das scheint mir heutzutage am ehesten dadurch zustande zu kommen, dass die inzwischen preiswert gewordene Elektronik mit ins Schaffen einbezogen wird. Sie scheint auch in vielerlei Hinsicht Teil der „gemeinen“ Realität zu sein. Politiker geloben bei jeder Gelegenheit, die Digitalisierung voran zu treiben. Irgendeine Stellung dazu sollte der genialische „Künstler“ einnehmen. Neue musikalische Räume können durch elektronische Verfremdung und - überhaupt - Manipulation geradezu beiläufig entstehen. In der Zeit davor bedurfte es dazu eines riesigen Aufwands. Studios, Effektgeräte, Personal etc. Nach wie vor interessant erscheint mir das Konzept des „Minimalismus“, der offiziell auf Wiederholung und winzige Veränderungen im zeitlichen Verlauf setzt, der mir aber bedeutete, das man mit wenig Einsatz hohe Wirkung erzielen konnte. Leider war meine eigene „Vermarktung“ schlecht. Dafür sorgten einerseits die vom Staat bestellten Vermarkter und andererseits die Popheinis von den Plattenfirmen, die stets nach dem Versprechen auf Profit fahndeten und weniger an musikalischer Kreativität interessiert schienen. Dies galt mir insbesondere für sog. „Independent Labels“, die im Vorfeld der großen Plattenfirmen agierten und am Ende ihres Schaffens immer weniger zustande brachten.