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Mimikry

Ich weiß durchaus noch, wie sehr sich Kollegen befremdet fühlten von Auftritten afroamerikanischer Bands wie The Four Tops oder The Temptations (Ja, die waren zu einer gewissen Zeit durchaus auf Europa-Tournee!!). Durchgestylte Choreographie, synchronisierte Tanzschritte (im Gegensatz zum eher auf Vereinzelung zielenden Tanz der Hippies und ihrer europäischen Ableger...), gelackte Show und falsch strahlende Gesichter in Glitzeranzügen, Falsettos und funky elektrisierende Musik. Damit konnten sie nichts anfangen. Mich würde interessieren, wie dieselben Kollegen heute die Auftritte diverser HipHop- oder Rapstars bewerten: Goldkettchenbehängte „Erfolgsmenschen“, die ihren Ruhm gleichzeitig für den Abverkauf von Parfums oder Energy-Drinks nutzen, die die ihnen gegen Geld ergebenen Musiker gleich den ihnen hörigen Chicks nach Wahl benutzen und wegwerfen, die Hiphop längst zu einer Form des technischen Könnens und einer Art Mainstream gemacht haben.

Ich stehe amüsiert an der Seitenauslinie und kann das ganze Theater nicht ernst nehmen. Die Showdarbietung. Die angeberische Pose. Es galt schon damals, die Symbolik dahinter wahrzunehmen. Das war doch schon immer eine Anverwandlung dessen, was in dieser Gesellschaft als vorbildhaft gilt und nahm das auf, was besonders in der amerikanischen Gesellschaft als „Erfolg“ gilt: mit Mimikry, in Rollen schlüpfen, übertrieben kopieren und ins Extreme treiben, Reichtum darstellen - dabei aber trotz aller Charity persönlich profitieren. Mithilfe von irgendwelchen Abflusskanälen, durch die das pure Geld fließen konnte. Verhaltens- und Rollenmodelle, Reaktionsmuster und ihre Äußerlichkeiten (hierzulande oft der Gebrauch gewisser Automobile), "Narrative", "Framing" und "Wording" . Die Absurdität und das Groteske dieser Posen mussten eingefangen sein, Maßanzüge und dicke Schlitten mussten unbedingt sein..... Also in etwa auch das dekadente Verhalten, das gewisse Oligarchen verschiedener Gesellschaften heutzutage an den Tag legen...