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Göttin der Neuen Zeit

Die Heldin und Göttin dieser Zeiten im Pop scheint eindeutig Billie Eilish zu sein. Grenzenloser Erfolg aus dem Kinderzimmer, Popularität für jede(n) erreichbar. Sie schwebt über allem als Lichtgstalt, irgendwie depressiv und doch gleichzeitig hedonistisch, - wie die Zeit. Heiter dem Abgrund entgegen. Der Bruder bereitet daheim im Kinderzimmer das Soundkonzept, bedient die Digi-Maschinen, führt Regie. Privates Gefühl soll dominieren, Authentizität, fürwahr, die Teenager-Queen will sich abschotten, einigeln, für sich sein. Das alles zusammen soll ihre Bedeutung ausmachen, das „Nicht-Verortbare, Beliebige“, das „Geheimnisvolle“ und „Visionäre“, was sie auch in ihre Rolle als Foto-Modell, als It-Girl, Social-Media-Influencerin und Markenbotschafterin einfließen lässt. Niemand dürfte überrascht sein, wenn sie nach dem Vorbild etlicher Kolleginnen mit ihrem Image demnächst als Unternehmerin auftreten würde und Lippenstifte samt passender Unterwäsche verkaufen würde. Natürlich werden viele Master-Interpreten wieder einiges hinein geheimnissen in ihr „Werk“, das aus einer Nische heraus die Welt erobert hat. Blecheimerpercussion, künstlich digitales Glucksen und Vervielfältigungen: Sie ist wohl auf der Höhe der Zeit und drückt die Gefühle der Vielen aus. In ihrem Kerngeschäft, der Musik, hat sie jüngst wieder ein Album heraus gebracht, auf dem sie schon jetzt die Bilanz ihres Lebens zu ziehen scheint, als lebensgetränkten Rückblick, gelassen abgeklärt und gleichzeitig mit musikalisch raffiniertem Panik und Gothik-Unheil gespeist. Jetzt scheint sie umzuschwenken auf etwas gediegenere Klänge, mit denen sie ihre Zielgruppe sicherlich nnoch einmal erweitert. Wer und wo sie ist, für was sie steht und vor was sie flieht: Erst einmal zurück gestellt. Es mögen andere Zeiten kommen, in denen sie auch den reiferen Jahrgängen einen wohllüstigen Schrecken einjagt. Alles ist dafür vorbereitet.