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Klangpoet bei mir (3)

Er macht sein eigenes „Great american Songbook“: Melodien, Songs, Musik, die eine ganze Nation, eine ganze Welt über lange Zeit hinweg geprägt haben. Motto: „Once upon a time in the West“. Nach schrägen, versponnenen Linien, die hinein führen in dies jetzt sich ausbreitende spezielle Bandfeeling und dem 007-Thema „You only live twice“, lässt Bill Frisell „Bonanza“ aufblühen. Ja, richtig, die Melodie zur gleichnamigen Fernsehserie! Geht ihm durch den Kopf, spielt er. Danach lässt er sich in „Once upon a time in the West“ gleich in 3 Versionen fallen, - das Thema stammt von Ennio Morricone. Toll ist, dass Frisell solche Vorlagen niemals verspottet, verniedlicht oder sonstwie abwertet, sondern diese Themen so als Vorlage nimmt, wie jeder Jazzer das tun würde: sie sehr ernst nehmend baut er Paraphrasen darüber auf, mal aus, führt in der Interaktion mit seiner Band aus, gibt Signale und unternimmt eine Reise ins kollektive Unbewusste. Auch „The Shadow of your smile“, diese archetypische Schnulze, nimmt er sich auf diese Weise vor, bringt die Sängerin Petra Haden in den Vordergrund und lässt auch an anderer Stelle dieser CD Eyvind Kang seine glitzernden Klangfäden mit der Viola einziehen. Will das als Dekonstruktion bezeichnet werden? Nicht unbedingt, so scheint mir, er kommt wohl von einer anderen Seite…. „Moon River“ kennt auch jeder und drückt wohl eine romantische Sehnsucht nach der Kindheit aus. Es taucht „The Godfather“ von Nino Rota auf, natürlich auch ein Thema, das das globale Gedächtnis durchzieht. Ach ja, Bill Frisell lächelt dazu und schwelgt weiter in musikalischen Träumen...