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Star, Superstar, Charisma (2)

Dies ist ein kurzer Text aus meinem Buch, das auch meine vergangenen Jahre als Musikjournalist in einem größeren Zusammenhang beleuchten will. Ich staune, dass darin dieselben Argumente samt David Bowie auftauchen, die ja schon meinen ersten Text unter diesem Titel beeinflusst haben:  "Ob dieses Charisma auch etwas Beängstigendes haben kann? Gerade in Deutschland hat man diesbezüglich einige schreckliche Erfahrungen gemacht. Die Gabe, Massen mitzureißen, sie zu Dingen bewegen zu können, sie aufzuhetzen, gegen etwas und alles, sie auf sich einzuschwören, bedingungslosen Gehorsam einzufordern....usw. Ob David Bowies Spruch, dass er selbst populärer als einst Hitler sei, in diese Richtung geht? Ob er sich tatsächlich als Popgott fühlte? Oft haben mich Popkonzerte aus dieser Richtung abgestoßen: diese Massendynamik, die auf diese Weise entsteht und die offenbar alle suchen... Ob sie etwas mit Propaganda gemein hat? Ich habe oft Interviews geführt, in denen ich den Eindruck hatte, dass mein Gegenüber ganz direkt an den Mythos glaubte, den er bei den Massen zu hinterlassen imstande war. Iwo, dass ist ja nur Unterhaltung, harmloses Schwärmen? Nun gut, auch solche scheinbare Harmlosigkeiten lassen vielleicht bei öfterer Wiederholung eine Haltung, Einstellung, eine Heilserwartung entstehen. Öfterer Wiederholung? Ob Fan sein und bei jeder Gelegenheit vorgezeigte Anhängerschaft etwas damit zu tun? Mir ist oft durch den Kopf gegangen, dass auf diese Weise ein Verhalten eingeübt wird, das abseits seiner immer wieder vorgetragenen "Spaßorientierung" eindeutig faschistoide Züge hat. Ich selbst wollte nie in der Masse aufgehen, in mir sperrte sich etwas und wahrte automatisch Distanz. Das hat mich zu einem Kritiker dieser Richtung werden lassen, einer der registriert und sich weniger mitreißen lässt. Schon gar nicht von oberflächlichem Reflexverhalten.