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Comeback der Untoten

Mal sehen, ob das jetzt nach den Wahlen in den USA ein bisschen besser wird: Gealterte Rockhelden schreiben blümerante Verse über ihr Land, schwelgen in Erinnerungen an die guten Zeiten, entwerfen Symbole, fühlen sich wohl im Kreise grau gealterter Bandkumpels als alte Kameraden, spekulieren über das Kosmische, das in allen Dingen wohnt, ergehen sich in sarkastischen Humor und loben den Geist bestimmter Bands, blicken zurück in Wehmut, beleben die bewährten Formeln noch einmal - kommen aber ob all der verspannten Poesie nie zur Sache. Engagement? Politische Reflektion? Fehlanzeige! Dabei leben sie doch in einer sozialen Wirklichkeit, müssten auch von Menschen umgeben sein, die nicht unbedingt aus der eigenen Wahrnehmungsblase kommen. Rassismus, Faschismus, Klimakatastrophe? Wo leben diese Leute? Es erhebt sich der Verdacht, dass sie sich ihre eigene Welt leisten können, dass sie sich dem vermeintlichen Hedonismus der Privilegierten hingeben, dass sie alte Mythen als das einzig wahre Echte wieder aufleben lassen wollen, - natürlich zu ihrem eigenen Nutzen und Frommen. Wie ein Zirkuspferd werden sie dann auf Comeback-Tourneen alte Lebenslügen jeden Abend zelebrieren und ihre Faltengesichter gegen untertänigst bereit gestellte Kameras halten. Sie werden ihre alten Geschichten in neuen Schläuchen präsentieren, im Internet, auf den Social Media Kanälen. Sie werden überall wie Spieluhren alte Songs repetieren, weil sie dafür Geld bekommen. Dafür werden sie junge Musiker engagieren, die unter alten Namen ihre alte Musik handwerklich perfekt herstellen können. Fast würde man sich wünschen, dass manche derartige Figuren rechtzeitig gestorben wären, bevor sie in meinen Augen alles verraten haben, wofür sie mal standen.