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Rebellion von alten Helden

Es wird mir durch einen verdienstvollen Aufsatz jetzt klarer, was die Faszination für eine gewisse reifer gewordene Zielgruppe ausmachen könnte, die unlängst die Kunde hat vernehmen dürfen, dass eine ihrer Lieblingsbands aus Australien trotz herber personeller Verluste ein neues Album heraus bringen will. Es ist da die Rede vom Symbol, das diese Band inzwischen ausmache. Ein Symbol für Rebellion, das sich in einem dem Publikum in Schuluniform vorgeführten Veitstanz mit der Gitarre und der Entblößung von Hinterteilen ausdrücken soll. Dass man zum Verständnis dieser Musik keinerlei Bildung brauche, ja, dass sie bei der Rezeption geradezu hinderlich sei, wird hier als großer Vorteil vorgeführt. Mein Verdacht ist, dass hierbei "Symbole" noch einmal kräftig ausgebeutet werden sollen. Wer viel Geld hat, braucht dringend noch mehr, - auch und gerade „im Alter“.

Die Musik ist dabei offenbar nur Mittel zum Zweck, sie soll ihr Publikum animieren und alte Stimmungen noch einmal wiederbeleben. Der Begriff „Bürgerschreck“ soll auf diese Weise mit einem Lächeln im Gesicht noch einmal wiederbelebt werden, eine Unsäglichkeit, die sich darüber hinweg setzt, dass die einstigen „Bürgerschrecks“ zu Bürgern des Besitztums geworden sind. Dass sie erzkonservative Beharrungskräfte des Wahren und Echten verkörpern. Noch einmal die Musik: Sie kommt mir mit ihren lächerlichen Gitarrenriffs in diesem Falle so staubig alt und aus der Zeit gefallen vor, wie es beispielsweise Donald Trump mit seinem Spruch „Making America great again“ als Slogan ausgedrückt hat. Rückschritt als Fortschritt, - eine gute Idee? Wer wohl davon profitiert? Ob dabei die ganze Jämmerlichkeit und dekadente Verkommenheit dessen, was sich gerne als „Rebellion“ gibt, offenbar wird?