Christmas Dreams

Es ist immer dasselbe: Ein paar Wochen vor Weihnachten erscheinen die zahlreichen Best-of...“-Zusammenstellungen, die Compilations, die Remix-Alben, die allesamt wenig Neues bringen über das hinaus, was ohnehin bekannt ist. Sie enthalten Pop und manche sentimentale Rock-Zusammenstellung aus Zeiten, als alles besser war... Deutlich erkennbares Ziel: Diese Ware unter die Leute zu bringen, sie zu verkaufen. Dabei könnte solche Musik ja andere Horizonte eröffnen jenseits des Konsumwahns, der die Reichen noch reicher machen soll. Jedenfalls trug sie mal dieses Versprechen, ob es nun falsch war oder nicht. Heute kommen einem Sprüche der Unangepasstheit wie Marketingbotschaften vor, die etwas vortäuschen sollen, was nicht in erster Linie Zweck der Übung ist. Besonders Angehörige dessen, was man mal einst „Underground“ nannte befleißigen sich offenbar sehr gerne dieser Methode. Alte, reife und dekadente Säcke der Rockmusik lassen mit einem hämischen Grinsen einstmalige Hauptwerke veröffentlichen, verkaufen sie mit einem Goldglanz an eine Industrie, der man einst sehr skeptisch gegenüber stand und die jetzt ihre tönenden Goldschätze unter tausend blinkenden Lichtlein verkauft. Ob die Pandemie daran etwas ändert? Zu befürchten ist, dass sie das nicht tut. Nie war der Impuls zur Flucht in kitschige Erinnerungen stärker, nie war die Trennlinie zwischen Arm und Reich deutlicher, nie bereicherte man sich schamloser als in diesen Zeiten, die unter dem Banner des Fetischs „Wachstums“ der Wirtschaft immer noch alles erlauben will.