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Eric, bleib' noch!

Eric hat das Glück, das in seinen Gitarrentönen das Geheimnis wohnt. Hat es schon mal irgendjemand heraus gebracht, worin es besteht? Unzählige Kurse und Videoworkshops gibt es dazu inzwischen. Alle wollen sie spielen wie er. Der Blues, die Intensität. Sein Stil, logo. Der Ausdruck, - ja klar, so sage ich mir das seit Jahren. Noch heute muss ich geradezu weinen, wenn ich manche seiner Soli höre. Auf irgendeine Weise gehen sie mir nahe, sie treffen mich extrem. Worauf dieser Effekt beruht, weiß ich bis heute nicht. Er scheint mit seinem Spiel aber auch große Massen an Leuten faszinieren zu können. So etwas habe ich immer gesucht: Den Geschmack der großen Massen mit meinem Geschmack vereinen zu können! Kein Rockmusiker aus jener Zeit, in der Eric Clapton aufgetaucht ist, vermag auch heute noch solch große Arenen zu füllen und so viele Menschen anziehen zu können. Trotz Jimmy Page und Jeff Beck, denen Clapton einst bei den Yardbirds (kennt die noch irgendjemand?) begegnet ist oder die er abgelöst hat. Dass er große Schicksalsschläge zu erleiden hatte, macht ihn der Masse noch sympathischer. Er ist für uns durch die Hölle gegangen. Ihm scheint, - allein schon durch sein Spiel, - jene Authentizität zugetraut zu werden, nach der andere inzwischen so heftig streben. Vieles mehr könnte man über Eric Clapton schreiben. 

Ein wichtiges Erlebnis war es für mich aber, als ich durch Zufall einst einem Blindfoldtest unterzogen wurde: Wir fuhren im Auto eines Freundes und in der Autoanlage lief Musik. Es kam aber ein Titel, der mich ganz besonders traf: ich weiß noch, wie unglaublich ich ihn wegen der Gitarre fand. Ich fragte, wer denn der Gitarrist sei und bekam zur Auskunft: Eric Clapton. Das war‘s für mich: Ich war aus heiterem Himmel, ohne weiteres Wissen, mit dieser Gitarre konfrontiert, die mich ins Mark traf. Ich stelle fest, dass es manchmal nur zwei Töne sein können, die er aber auf seine Weise phrasiert, mit seinem Timing, mit seinen Eigenarten. Natürlich hat er auch viel Mist gemacht, hat sich Schnulzen aufschwätzen lassen, hat musikalisch im Schmutz gewühlt - und wenn er als Studiomusiker auftrat, dann wollte jeder "Gastgeber" in den Genuss dieses seines Geheimnisses kommen. Das muss ihn unter Druck gesetzt haben. Dass er in früheren Zeiten diesen Druck oft nicht aushalten konnte, dass er er regelrecht vor ihm geflohen ist in die scheinbare Anonymität und die Drogenwelt, mag er später besser in den Griff bekommen haben. Doch allmählich verglüht sein Stern und geht unter. Eric, bleibe noch ein bisschen! Ein paar Leute brauchen deine Musik geradezu als Lebensmittel.