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Atmosphäre, Stimmung

Ich erinnere mich immer wieder, auch im Traum, an meine Tätigkeit als Konzertkritiker. Der Druck, immer etwas darüber schreiben oder absondern zu müssen… andere Leute schienen so etwas viel besser wegzustecken…. mit der Zeit glaubte ich, diesen Druck nicht mehr wahrzunehmen. Man hatte ihn als Journalist internalisiert. Er war in einem scheinbar verschwunden. Jetzt kommt er wieder. Ich erinnere mich an all die vergeudeten Wochenenden, in denen man unterwegs war, wie man reportierte, machte und tat, - auch bei Regen und schlechtem Wetter. Schon am darauf folgenden Montag machte man den nächsten Job. Schonzeit, wie im Tarifvertrag vorgesehen, gab es für mich nicht. Ich war ja kein Angestellter. Ich war Sklave. Freier Mitarbeiter. Ich erinnere mich an die große Mehrzweckhalle, die ich immer wieder zu besuchen hatte. Sie war ohne jede Identität, diente mehreren Zwecken, - wie es ihrer Bestimmung entsprach. Ihr Name soll an einen Arbeitgeberpräsidenten der Nachkriegszeit erinnern, der von Terroristen ermordet wurde. Bahnte man sich den Weg hinein, so ging man erstmal an langen Reihen von Ständen mit Merchandising-Artikeln entlang, die lediglich von für einen längeren Zeitraum befestigten Werbebotschaften durchbrochen waren. Fressen und Saufen war das nächste. Kaum jemand um einen herum schien es auszuhalten ohne überteuerten Verzehr von Pommes Frites, Wurst oder in Plastikbecher geschänktes und mit völlig überhöhtem Pfand bedachten Bier. Die Arena ist dann mit aufdringlich aufblitzenden Laufschriften belegt. Andere Werbe-Einfälle schmücken zudem das Rund, in dem gelegentlich noch glitzernd blitzende Automobile ausgestellt waren. Kam langsame oder romantische Stücke, so zückt man das Handy oder Smartphone. Früher erfüllten Wunderkerzen und Feuerzeugen diese Funktion, die allgemeine Ergriffenheit und wundersames Erstaunen signalisieren soll. Digitale Armbänder und in vielen Farben funkelnde Zauberstöcke schienen ein Übriges zu tun: Wo war ich? Wie wanderte dieser Kommerzzirkus in mich ein? Beeinflusste er mich? Oder das, was ich schrieb? Die Aura der Wichtigs, der heute so genannten „Prominenten“, die umgab einen an diesen Orten, die die Oberklasse des Verdienens signalisierten. Aber man selbst war immerhin so wichtig, dass man mit diesen Wichtigs Interviews führen gedurft hatte. "Große" Namen, einfache Menschen. Im Vorfeld natürlich. Zum Anheizen des Eintrittskartenvorverkaufs. Man übersah solches geflissentlich. Die Mechanismen des Showgeschäfts. Schließlich gehörte man auch selbst dazu. War ihm ausgeliefert. Man nahm es hin, fand es unter anderem „professionell“