· 

Grenzüberschreitung und Popmusik

Putzig, wie immer wieder die Grenzüberschreitung zum Rock- und dann Pophandwerk gehörte. Alice Cooper, Ozzy Osbourne, Rammstein – es galt und gilt, sich abzugrenzen durch einen Tabubruch. Auch dies scheint mir bei den Rechtsrockbands heutiger Tage nicht anders zu sein: Jugendliche und überhaupt: Menschen wollen Identität gewinnen, indem sie sich durch Schock und Tabubruch von anderen abgrenzen. Sie wollen anders sein, um nicht dazu zu gehören zum großen Mainstream. Viele Jahre lang galt Antisemitismus aus gutem Grund verpönt in Deutschland. Nun ist es eine unglaubliche und peinliche Tatsache, dass solche Bestrebungen Auferstehung feiern in einem Land, das sich aus guten Gründen für diesen Teil seiner Geschichte schämen müsste. Doch in heutigen Zeiten, in denen die Elterngeneration durch eine Grünen-, und manchmal auch Hippie-Sozialisation gegangen ist, in der das freie Spiel der Kräfte dem scheinbar Stärksten alle Rechte einräumt, in der Sex in allen Spielarten kein Tabu mehr ist, in der die Medien Gewalt in allen Formen vorführen, gibt es nicht mehr viel gesellschaftlichen Gebiete, in denen ein Tabubruch möglich wäre. In tausend Versen wird recht biedermeierlich das Liebesglück beschworen, das eigentlich nur aus einer intakten Beziehung erstehen kann. Sehnsucht, ich höre dir in einer Welt der kaputten Beziehungen trapsen....Verlogenheit wird überall zelebriert, alles soll möglichst viel Spass machen und schön sein. Das Geld als ökonomische Größe hat die Religion abgelöst. Profit geht offenbar über alles. Kaufmann sein, heißt leider allzuoft, den Andern, oder wie das Christentum sagte, den Nächsten, möglichst effektiv übers Ohr zu hauen, ihm seine eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu verkaufen, ihn in Betäubung einzulullen und effektiv auszunehmen. Ramstein hat daraus viel gemacht. "Mein Teil" und "Mutter", Blut und Feuer speiende Maschinen (!), düstere Anmutung und so..... Rüpel waren beliebt im Rock – aus den geschilderten Gründen - reiche Poseure der Grenzüberschreitung forderten zum Mitmachen auf. Dabei wurde immer wieder sklavisch dem Zeitgeist gefolgt, egal, ob es um Emanzipation oder Unterwerfung und Versklavung ging.