· 

Größenwahnsinn

Vielleicht ist es ein Witz, eine Karikatur, ein Fake, ein Spiel oder sonstwas….Die Figuren, die ihren Größenwahnsinn und Narzissmus bis zur absoluten Grenze zelebrieren. Mir kommt es so vor, als würde Kanye West auch dazu gehören. Natürlich haben wir Versteher alle gelernt, dass man Werk und Person auseinanderhalten solle. Es gibt genügend Beispiele in der Literatur dafür: Ezra Pound, der poetische Gedichte von großem Rang schrieb, aber offen für den Faschismus plädierte. Oder Ernst Jünger, den manche auch als großen Philosophen und Dichter preisen. Dass er wohl ein Verherrlicher des Krieges war: Nun gut, dass musste man mitnehmen, wenn man ihm nahe kommen wollte. Wagner, der große Komponist, wurde von den Nationalsozialisten in Anspruch genommen und profilierte sich offenbar als Antisemit. Dass Christa Wolf, die große Dichterin der DDR, nach 1990 noch eine Erzählung „Was bleibt“ schrieb, die von ihrer eigenen Überwachung durch die Stasi handelte: Ratlosigkeit allenthalben. Neulich scheinen die Werke des Malers Axel Krause verbannt worden zu sein, weil der Mann offenbar der AfD nahe steht…..und und und, der Beispiele wären viele.

 

Dass wir aber den afroamerikanischen Popmusiker Kanye West und seine Musik jetzt losgelöst von seiner Person verstehen sollen, erscheint doch einigermaßen mühsam. Ob er ein Ego-Tripper ist? Der Mann will nach etlichen Ego-Eskapaden jetzt wohl Präsident der USA werden. Nun ja, das haben auch schon andere geschafft, von denen wir das nie gedacht hätten. Er sieht sich anscheinend als Instrument Gottes, in dem dieser seinen Willen kund tut. Er musiziert sozusagen „im Auftrag“. Dass er sich offensichtlich als Großkünstler sieht, der die Sphäre der Zeitlosigkeit mühelos erreicht: Nun ja. Großkonzerne scheinen das gerne zu unterstützen. Er schwingt sich ja wohl auch in die Späre eines Pablo Picasso auf. Modeklamotten preist er wohl auch an, mit der Sexikone Kim Kardashian ist er verheiratet. Zu seinem neuesten Werk soll es einen IMAX-Film als flankierendes PR-Element geben. Hm. Das alles mag seinen Rang als kreatives Wesen noch aufpoppen, allein mich langweilte seine Musik oft. Nur seine Musik. Sie löste für mich nicht mal das Versprechen des Größenwahnsinns ein, ihre Gesten erschienen mir hohl zu sein. Erleuchtung und Offenbarung waren für mich, rein von der Musik her!, allzu fern. Jedenfalls schien mir das Thema neue Ausdrucksformen zu suchen. Nun ist ja die Selbstüberhöhung in der Popmusik ein erprobtes Instrument. Allein Mr. West scheint da noch eins drauf setzen zu wollen. Bei mir erzeugt das nur jene Langeweile, die ich auch nicht mit dem Verweis auf jenes abgegriffene „Jeder nach seinem Geschmack...“ abtun kann.