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Bedürfnissbefriedigungsmaschinen

Ich scheine langsam aber immer intensiver zu begreifen, dass auch und gerade die Popmusik ein Medium, ein Mittel zu sein scheint, das in eine Technik der sozialen Verdrängung zu führen scheint. Sich hinweg träumen, sich ablenken, sich betäuben, sich suhlen und dann aufgehen in einem Gefühl der Masse, oder in kollektiven Genuss, könnte eine Strategie sein, die politisch sehr gefährlich sein könnte, die im wirtschaftlichen Sinne aber "etwas" sein könnte, um "etwas" besser zu verdauen, - aber keineswegs mit ihm fertig zu werden. Gerade der deutsche Schlager in seiner vergangenen, aber auch in seiner aktuellen Form, könnte dazu viele sehr offensichtliche Hinweise liefern. Aber auch die internationale Popindustrie samt ihrer Ablegern in der Nostalgie- und Mechandisingindustrie liefert dazu Anschauung. Es könnte darum gehen, „Spass zu haben“, sich gut zu fühlen, abseits aller garstigen Realität. Technokraten der Seele (oft Psychologiestudenten) erfüllen spezialisiert darauf einen "Job". Das innere Erleben also, das oft nicht reich sein muss, sondern meist (wie bereits erwähnt) recht normiert in ein Aufgehen in der Masse oder dem von der Industrie geschaffenen Kollektiv mündet, - einem einig sein (mit sich und den andern) damit, - könnte dabei erleichternde Effekte liefern, könnte eine Art Ventil für die Verhältnisse abgeben. Die künstlerische Ausdifferenzierung scheint unter diesem Aspekt nur eine Methode dazu zu sein, dass „jeder Topf sein Deckelchen findet“, also bestimmte Bedürfnisse vergleichsweise differenziert befriedigt werden können (was generell eine Methode der Wirtschaft zu sein scheint).

Es geht also um Bedürfnisbefriedigung, um Produkte, um Marketing, um die teilweise raffinierte Verknüpfung von Bedürfnissen und Produkt, - (sehr viel) weniger um künstlerische Anstrengung. Dazwischen haben sich aber doch Individuen durch künstlerische Bemühung heraus gebildet. Künstler scheinen mir in ihrer Mehrzahl allzu bereit zu sein, ihrem eigenen wirtschaftlichen und finanziellen Fortkommen zunutze, dies in all seinen Erscheinungsformen zu akzeptieren. Sie machen sich zu gerne zu Sklaven, Ausnützern und Tricksern, wenn sie entsprechend abgegolten werden. Gewisse Formen des Showgeschäfts scheinen diese Erkenntnis zu unterfüttern und geradezu bestärken zu wollen. Modernere Formen von solchen Bedürfnisweckern und „Hinweise“ gebenden Bedürfnisbefriedigungsmaschinen, von der Industrie geprägten Absatzförderern und Konsumagenten wie etwa Influencer (die meist so gar nichts Künstlerisches an sich haben...), scheinen mir gerade in einem solchen wirtschaftlichen Prozess sehr passgenau zu agieren.