Musik scheint eine Art Gemeinschaft zu stiften. Gut zu beobachten ist das bei Fußballgesängen im Stadion und bei Gottesdiensten der Religionen, die meist auch eine eigene Musikdramaturgie haben. Musik scheint eine Art emotionalen Zugang zu den Menschen zu eröffnen, den in neueren Zeiten auch die Werbeindustrie sehr gerne nutzt. Musik an sich kann uns zu Tränen rühren und Erinnerungen wachrufen, sie bewegt uns. Sie wirkt wie ein Aufputschmittel oder schafft Gänsehaut.Sie schafft ein Erlebnis mit anderen Menschen als Gemeinschaft und erzeugt ein Wir-Gefühl. Wobei das Gegenteil auch der Fall sein kann: das Gefühl, ganz bei sich zu sein, in sich selbst zu sein und in Kontakt zu einem „göttlichen Funken“. Aber wie passiert das alles? Warum? Nicht mal die ergebnisfreudigste Forschung hat hier bis jetzt zuverlässige Ergebnisse gezeitigt.
Beim Menschen beginnt das Reagieren auf Musik schon sehr früh. Bereits ein Fötus reagiert auf musikaische Reize. Ob unsere Vorfahren auch schon gesungen und getanzt haben? Welche Vorfahren? Wann eigentlich beginnt die Geschichte des Menschen? Die in Höhlen auf der schwäbischen Alb gefundene Flöte ist immerhin 40 000 Jahre alt. Dazu passt, dass Musik in sehr alten Gehirnregionen verarbeitet wird. Wie sie wohl gewirkt hat, die Musik, was ihre Einsatzgebiete waren? Welchen Nutzen wohl die Musik innerhalb der Evolution hat? Hier kommt wieder ins Spiel, dass durch Musik wohl soziale Bindungen gestärkt werden. Gruppenaktivitäten dürften durch sie verstärkt worden sein. Die Fähigkeit, Großgruppen durch sie hervor zu bringen und ihnen „Produktivität“ zu verschaffen, dürfte den Menschen einen Vorteil in der Evolution gebracht haben, auch wenn die Musik in dieser Funktion sehr viel später verheerende politische Auswirkungen hatte.
Es scheint jedenfalls noch heute einen Part des Belohnungssystem im Gehirn zu geben, der durch Musik aktiviert wird. Musik kann auch regenerativ und therapeutisch wirken, Musiktherapeuten bescheinigen das gerne. Menschen, die zusammen musizieren, führen danach keinen Krieg gegeneinander, besagt ein oft und gerne gepflegter Mythos. Sie fördere auch die Bereitschaft zur Kooperation, heißt es. Meine persönlichen Erfahrungen belegen das nicht, Als ich in einer Band gespielt habe, in die relativ viel Energie eingebracht wurde, wurde ein hingebungsvoll gepflegter Kleinkrieg gegeneinander um die musikalische Linie gepflegt, der irgendwann auch zu Rauswürfen geführt hat, - eine Art physischer Auslöschung. Stresshormone sollen durch Musik abgebaut werden, heißt es. Das scheint mir teilweise der Fall zu sein. Meine eigenen Erfahrungen sind teilweise andere. Doch Musik ist überall, es wird praktisch auf der ganzen Welt musiziert. Bei Tieren könnte unter Umständen Musikalität existieren: nicht nur Singvögel und die Walgesänge dürften eine Art Beleg dafür sein.
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