Text und Musik

Jetzt scheint Bob Dylan doch noch seine Vorlesung auf dem Audio-Weg bei der Nobelstiftung eingereicht zu haben. Ich habe sie zwar nicht gehört, lasse mir aber erzählen, dass er dazu das Statement „Songs kann man nicht auf Papier lesen, Songs muss man hören“ abgesondert hat. Nun ja, habe ich als Journalist oft gehört. Ist quasi ein Gemeinplatz. Wenn wir schon bei Gemeinplätzen sind: Dass Songtexte ohnehin nicht so übertrieben wichtig seien, habe ich auch oft gehört. Es ginge ja ohnehin immer um die Grundtatsachen des Lebens, um das, was uns bewegt: die Liebe vor allem, - und alles andere. Ernst Bloch, der neomarxistische Philosoph aus den siebziger Jahren, meinte dazu einst: „Musik ist eine Hure, die mit jedem Text geht“. Ist das nicht ein bisschen delikater? Ein bisschen raffinierter? Ob in jeder Musik ein Text verborgen ist? Eine Art „innerer Melodie“? Aus was könnte dies bestehen? Ist im Jahr 2017 wahrscheinlich etwas anderes, als im Jahr 1969..... Tatsache ist, dass in meiner Umgebung viele Leute, die sehr an Rock- und Popmusik interessiert waren, kein bisschen auf den Text gehört haben, wenn sie einen Song gehört haben. Was sie interessiert hat, war die Stimme und die emotionale Botschaft, die dahinter vage aufscheinte. Dazu trug auch bei, dass sie das englischsprachige Gesinge ohne eine weitergehende Bemühung sowieso nicht verstanden haben. Das Unmittelbare und Direkte, was ja auch zur Rockmusik gehört, fiel also in diesem Falle weg. Kommt es eigentlich darauf an, aus welchem Kontext heraus und in welchen Kontext hinein so etwas „gesendet“ wird? Ist die Erwartungshaltung gegenüber einem Singer/Songwriter-Nachfahren nicht ganz anders, als die einem Jazzer gegenüber? Es ist keine Beleidigung, wenn zu vermuten wäre, dass ein Jazzer kaum Wert auf besonders gepflegte Inhalte seines Textes legt.

Dass Musik erst aus dem Nachahmen von Tierlauten einst entstanden sei, behaupten ein paar Leute. Die Menschenaffen jedenfalls grunzen, kreischen, husten und murmeln. Tiere machen wohl keine Musik. Oder doch? Forschungen bei den Orang Utans könnten einen an solcher Erkenntnis zweifeln lassen. Ich las, dass Musik wohl bei den „Urmenschen“ entstanden sei, weil sie im Kollektiv einen Rhythmus stampften oder singen mussten, damit sie gemeinsam arbeiten konnten. Haha, daraus ließe sich manche flotte Paralelle zur Gegenwart herstellen. Gut, dass wir darüber geredet haben.....Rockkonzerte, Geschichte des Blues usw. Es gibt auch die Meinung, Singen sei wie eine Art nuanciertes Sprechen, eine religiöse Steigerung des Ausdrucks von Worten. Auch sei die Musik in den Menschen „eingepflanzt“. Das erlebe man daran, wie eine Mutter ihr Baby in den Schlaf wiegt. 

Beliebt ist auch die Frage unter Journalisten an einen „Künstler“, ob erst die Musik oder Text in seinem Song da (gewesen) sei. Es gibt solche und solche...Ja was jetzt? 

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