Ja, ich war mal so: ich stellte mir die Musik als eine Art Sprache des Göttlichen vor. Als eine Art Energiestrahl, auf dem man näher zum Göttlichen gelangen würde. Als ein Medium der Selbsterfahrung auch. Näher zu sich selbst kommen, unabhängig von der Umgebung, in der man aufwächst. Meine Erziehung, aber auch der Zeitgeist, und die in solchen Vorstellungen offenbar werdenden Bedürfnisse hatten mir so etwas nahe gelegt. Das war der Anfang. Das war die Jugend. Ich habe dann im Laufe der Jahre erfahren, wie profan die Musik und das Musikmachen sein kann, dass es darin allzu oft mehr um technische Fragen, um das Beeindrucken, um das Üben und das dadurch zu verdienende Geld geht, als um spirituelle Fragen, um höhere Ziele. Viel viel bessere Leute als ich hatten nicht mal einen Gedanken an solche Zusammenhänge verschwendet. Sie richteten sich auf die möglichst perfekte Ausführung ein - und nichts anderes. Weltfremdheit wurde mir bewusst, Lächerlichkeit. "Die andere Ebene" rückte für mich dadurch immer mehr in die Ferne. Andererseits komme ich allmählich wieder der spirituellen Ebene in der Musik näher. Bloß viel vorsichtiger. Ich unterscheide genauer die Ebenen meines Ansinnens. Sich selbst finden? Ja, im besten Falle. Aber wann tritt der beste Fall wirklich ein? Geht das auch im puren Zuhören? Aufgehen darin? Sich finden? Wie können wir es unterstützen, dass er öfter eintritt, dieser großartige Moment? Das „Göttliche“ in mir selbst finden. Ja, es ist in mir, möglicherweise. Aber wie kann ich ihm besser näher kommen? Mit meinen bescheidenen musikalischen Möglichkeiten? Beschränktes Gegrunze, das. Ich hasse es. Lächerlich. Bin zu oft gescheitert, um daran noch zu glauben.... Überhaupt erscheint es mir immer fragwürdiger, sich irgendein Bild vom Göttlichen zu machen und sich ihm mit irdisch geprägten Vorstellungen nähern zu wollen. Ob aber die Musik an sich etwas irdisch Geprägtes ist? Das stimmt nicht mit meinen Vorstellungen darüber überein, dass "das Göttliche" etwas Größeres ist, etwas, was über unseren Geist hinaus geht. Etwas, das andere und viel mehr Dimensionen hat. Welche Anmaßung, unseren Geist und seine Möglichkeiten, ja, überhaupt den Menschen absolut zu setzen! Vielleicht gibt es ja in uns eine Ahnung davon, was darüber hinaus geht? Der Atheismus war für mich nicht nur deswegen auch niemals eine Lösung, ein Ziel. Er war eine Art vergebener Chance, die sich mit zuviel Irdischem beschäftigte. Was ist die Musik überhaupt? Ob sie auch etwas kulturell Geprägtes ist, dem wir entgegen hecheln und dessen meist handwerklich definierte Ziel wir sowieso nicht erreichen....?
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