Stehplätze des Populären

In der Rock- und Popmusik fungieren die Allzweckhallen durchweg als Kulturtempel. Sie sind der Jenseits- und Wallfahrtsort, den zuweilen dicke Busse voller "Fans" ansteuern. Es wird klar, dass populäre Dinge wie Popmusik eine große Nähe zum Sport haben, - und umgekehrt. Ich schrieb einst in einer Notiz dazu: "Mir war die ganze Zeit über bewusst, dass hier Menschen wie Vieh behandelt werden, - allein schon sichtbar an den Gattern, die für Sicherheit sorgen sollen". Der Preis für eine Eintrittskarte ist trotzdem hoch, der angebotene Service mies und durch eine gewisse, überkommene „alternative“ Einstellung legitimiert. Direkt und roh soll es ein. Hart.

Wenn das besser sein würde, müssten Konzerte noch teurer werden, so höre ich zuweilen. Dieser Bereich des kulturellen Schaffens sei ja nicht subventioniert. Sitzplätze? Iwo, wer baucht denn sowas? Wir sind doch jung! Stehplätze? Plätze? Gedränge? Das macht es ja erst interessant. Tuchfühlung. Nähe. Die gemeinsame Ausrichtung der Gefühle spüren. Sprechchöre, Mitklatschen, Dabeisein. Ja ist der Mensch denn eine Massenware geworden, die viel bezahlt hat und damit - ihren Zweck erfüllt hat? Wo bleibt die Kohle hängen? Wer greift das ab? Und wo bleibt das einstmals alternative Selbstverständnis? Hier die Masse, dort droben in weiter Entfernung die Bühne mit den Stars. Freiheit, Gleichheit, oder gar „Brüderlichkeit“? Haha, hängt damit die "Nähe" zusammen? Klar, dass das alles längst untergegangen ist. Nur, wo bleiben diese einst jungen Menschen, die das ganze alternative Getue manchmal dermaßen ernst genommen haben, dass sie sogar dafür gestorben sind oder zumindest dafür bereit waren? Mit denen man eine gewisse Gemeinsamkeit der Hoffnung auf Besseres gespürt hat? Was geblieben ist, sind das Copyright und einige halbwegs anmaßende „Künstler“ samt ihrer geldgierigen Sachwalter. 

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