Ob es zur „Political Correctness“ ein Gegenstück in Form einer „aesthetical Correctness“ gab und gibt? Etwas, was man gut finden musste, wenn man „hip“ und auf der Höhe der Zeit sein wollte? Etwas, was dadurch kanonisiert war, dass es zum "Kanon des guten Geschmacks" gehörte? Etwas, was gewisse Meinungsführer aus nicht immer ganz nachvollziehbaren und manchmal ökonomischen Gründen für sich als „This years thing“ ausgeguckt hatten und das manchmal im Turnus der Monate wechselte? Eine solche Entmündigung auf der Ebene eines Volksphänomens hatte ich so empfunden und immer beklagt. Dass Leute, die eigentlich gewisse Richtungen der Popmusik gar nicht mochten, plötzlich etwas aus dieser "Richtung" geradezu beglückend toll fanden, weil es der ausgegebene Zeitgeist offenbar so von ihnen verlangte und sie unbedingt up to date sein wollten. Weil es öffentlich gepusht wurde, aber zum Beispiel auf der Ebene des populären „Erfolgs“ nicht gar so recht viele Käufer fand? Andererseits wurde gerne der „Erfolg“ angebetet, so, wie das in dem populären Medium „Popmusik“ halt zu sein scheint: Das, was möglichst vielen Leuten gefällt, wird populär (und für "gut" befunden). Ob das „Populär-werden“ stets dem großen Talent der jeweiligen Protagonisten zu verdanken ist, mag dahingestellt bleiben. Oft gab es gerade bei kleineren Labels musikalische Hervorbringungen, in denen wesentlich mehr künstlerische und nicht gar so glatt gebügelte Ideen steckten. Ihnen nachzugehen, könnte ja lohnend sein. Und ob ein gestandener Rock'n'Roller immer seinen Privatjet haben muss, um vom Punkt A nach B zu kommen, mag auch dahingestellt bleiben. Es scheint sich in diesem Geschäft der aufgeblasenen Eitelkeiten durchgesetezt zu haben. Ob der Star, Supertar oder Megastar dabei normale „Bedienstete“ wie den allerletzten Dreck behandeln darf, ist auch nicht so ganz sicher, auch wenn man sich dabei im Showbiz und dessen spezieller Weltsicht wähnt. Einer gewissen Glaubwürdigkeit hat all das jedenfalls nicht viel genützt. Ob diese gewisse Glaubwürdigkeit zu verlangen schon völlig weltfremd und abwegig ist? In Punkto „political“ und „aesthetical“ Correctness könnte man sich verstehend auch in der Mitte treffen, man könnte sich mehr Mühe geben und etwas mit der eigenen Einschätzung verhandeln. Auch das würde einem gewissen Zeitgeist entsprechen. Natürlich wird das nicht passieren.
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