Traumarbeiter

Beim Hören einer Stimme und ihren Worten: Die Leute suchen etwas Eigenes, Typisches, das Sinn verleiht, das ihren Gefühlen und dem Zeitgeist auf halbwegs individuelle Weise Ausdruck gibt. Leonard Cohen hatte das, er konnte das. Er war für viele Menschen ein Begleiter an der Seitenauslinie über viele Jahre hinweg. Er suchte hart nach Worten. Er formte bedächtig. Er und die Figur, die er darstellte, standen für etwas. Sich selbst immer wieder seiner selbst zu versichern, dafür gibt der Mensch viel. Das ist unter anderem der Rückspiegel in die Vergangenheit. Heute dominieren Stars der Prominenz, die für nichts als sich selbst stehen und insofern auch den Zeitgeist darstellen. Denen ihre Kunst weitgehend egal ist, auch wenn sie meist das Gegenteil davon in Interviews und Selbstdarstellungsgeschichten behaupten. Die ihre Exklusivität dauernd beschwören, die ein Muster gefunden haben, allen anderen zu gefallen und sie dafür zahlen zu lassen. Die dennoch das Positive darstellen wollen, das Gesunde, die Zuversicht, die Stärke ausstrahlen und überhaupt: Die Zukunft! (Ob die so rosig ist?) Selbstoptimierung ist angesagt. Lady Gaga, Rihanna, Shakira, Beyonce und ihr Jay-Z., dahinter Kanye West, Alicia Keys oder Knallköpfe wie Metallica oder Iron Maiden: reiche Leute, die sich um nichts zu scheren brauchen und die nichts zu verlieren haben. Die ein bisschen L'art pour l'art (Kunst um ihrer selbst willen) machen, um aus ihrer geglätteten Langeweile heraus zu kommen. Die Ausdrucksformen und Subunternehmer, Know How und Trendsetzer für sich gebrauchen, die Emotionen, Sehnsüchte oder Unerfülltes (in Lyrics gerne „Träume...“ genannt) wie ein Blitzableiter ableiten. Pop- und Rockstars. Suhlen sich an ihren Swimmingpools und lassen sich zwischendurch neue Lover zuführen. Der Masseur oder ein anderer Animateur gefällig? Egal. Her mit dem Material! Es kommt, was kommt. Lakaien, herbei mit euch! Personal, euch sei ein Tritt in den Arsch gegeben!

Ob uns das ein wenig an das Römische Reich erinnert? Nein, keinen diesbezüglichen Unterricht genossen? Dann sei daran erinnert, dass dies Römische Reich schon vor mehr als 2000 Jahren existierte, und sich an grausamen Shows und Dekadenzen aller Art verlustierte. Es arbeiten dort nur die Sklaven. Es herrschte zunehmend jene Dekadenz, aus der heraus dieses Reich nach einer langen Existenz auch schließlich zugrunde ging und zerfiel. 

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