Starqualitäten

Lady Gaga ohne Schminke ist wohl keine besonders schöne Frau. All diese überbetonte Schminke, dieses aufgesetzte Styling,  dieser Versuch, auf künstliche und von außen kommende Weise eine Art Identität zu schaffen, wirkt auf mich lächerlich, sorry. Madonna machte zumindest das vor 30 Jahren deutlich besser, als es noch neu war. Beide Damen sind eine typische Geburt des Showgeschäfts. Erfolgreich ohne Ende, weil sie dessen Mechanismen erkennen und den Fluss des öffentlichen Lebens sowie den der dauernden Veränderung für sich auszunutzen versuchen. Starqualität. Charisma. Pah! Oder das andere: Bis heute beschwören die Sternchen des Pop sich und ihr Publikum: „Bleib immer du selbst!“. Auch Quatsch! Im Grunde ist das nur eine Reaktion auf all die Mechanismen, die Popstars zu kommerziellem „Erfolg“ treiben sollen und ihm eine Anpassung an Trends nahe legen. Nicht nur für Popstars gilt das wohl, sondern etwas verzögert auch für die Vielen, die ihre Sehnsüchte auf die Sternchen projezieren. In Wirklichkeit scheint es mir aber so, dass man gelegentlich sich selbst untreu werden sollte, unvorhersehbar, spontan, überraschend, verrückt. In Kontakt zu seinen Träumen treten, ihnen nachspüren, ihnen sehr flexibel nachgehen, - das könnte es sein. Das Paradox wagen, indem man sich selbst untreu werdend sich treu bleibt. Dazu braucht es wohl ein ziemlich stabiles Ich, was nicht gerade selbstverständlich ist, - okay. Im Fluss mit sich selbst und dem Werden sein, es bejahend zulassen, das scheint mir in meinem Falle auch eine Folge der nachhaltigen Lektüre von Hermann Hesses „Siddhartha“ zu sein, das nun wieder so etwas wie eine Art Remake uralten fernöstlichen Gedankenguts ist. Weiter gehen, sich entwickeln, von einem Ort zum andern, Skepsis mit sich tragen, im besten Falle den göttlichen Funken in sich spüren, ihn mit Freude aufnehmen und weiter tragen..... dazu braucht es keine zeitgeistige Verkleidung, Camouflage und Schminke, - weder gestern noch heute. Dazu braucht es wohl nur Vertrauen in das eigene Selbst.