Gitarre der Bedeutung

Ich höre derzeit viel die neuen Alben von Jeff Beck „Loud Hailer“ und Bert Jansch/Loren Auerbach „Colours are fading fast“. Seltsam, beide zu hören bringt mir Output. Ich spüre das Drängende, Unbedingte, das Kitzelnde, das Abenteuerliche. Ja, ich erinnere mich an damals, was mich immer nach so etwas hat suchen lassen, bin aber auch ganz im Hier und Jetzt. Gerade das! Ich spüre, dass von diesen Leuten etwas kommt, das von ihnen formuliert werden musste. Nur von ihnen. Es hat etwas sehr Individuelles. Letztenendes kann gefolgert werden: es konnte nur von ihnen kommen.  Der Einsatz der Zeit lohnt für mich dann und weckt in mir das Bedürfnis, diese Musik immer wieder zu hören. Insofern kann ich immer wieder nachvollziehen, was mich daran fasziniert: es spricht in mir etwas an. Und es scheint anderen auch so zu gehen, sind die beiden dann doch unter Kennern unbestritten, wegen ihrer Intensität, wegen ihres Drucks, der sich auch durch die erstaunlichsten Passagen drückt. Beck hat mit seiner neuen Scheine „Loud Hailer“ mal wieder versucht, von seinem Image als Wundergitarrist wegzukommen und sich neu zu erfinden. Klasse, was dabei herausgekommen ist: allein, seine Gitarrensoli sind vom Allerfeinsten, was wohl jeder konstatieren muss, der auch nur aus der Ferne sich für dieses Instrument interessiert. Er kann sich ganz weich in Wolken fallen lassen und schon im nächsten Moment das fauchende Monster heraus hängen. Bert Jansch und Loren Auerbach hingegen hat man nicht so gekannt, wie auf ihrer neuen 3fach-Scheibe „Colours are fading fast“: Es gibt Überraschungen im allerbesten Sinne, sehr elektrische Passagen, die Bert Jansch auch als feinsten E-Gitarristen zeigen. Hätte er es doch bloß öfter versucht! Ja klar, er ist vor allem als Akustik-Gitarrist bekannt und sein Fingerpicking-Stück „Angie“ haben wohl alle hingebungsvoll geübt, die je eine Form von Ehrgeiz auf der Akustik-Gitarre mit den Stahlsaiten entwickelt haben. Es zog einen doch immer wieder hinein in seinen Bann und man wollte es unbedingt einigermaßen lässig spielen können. Im Zusammenspiel mit John Renbourn hatte er ja damals, ja damals!, das Rückgrat der Band Pentangle gebildet, die lange Passagen voller verjazzter Ballwürfe hinaus spielte und großen Einfluss auf alles ausübte, was danach auf diesem musikalischen Gebiet noch kam. Doch Jansch scheint stets der Bodenständigere der beiden Typen gewesen zu sein, derjenige, der den Anschluss an kollektive musikalische Strömungen suchte und auf diesem Weg wohl auch den Blues in sich aufgenommen hatte. Dabei ist es wohl zu einer Verbindung mit der erstaunlichen Sängerin Loren Auerbach gekommen, die im selben Jahr wie Jansch, nämlich 2011, starb. Sie hätte es wahrlich verdient gehabt, mit ihrem Gesang bekannter zu werden. Heute haben wir ein Album in der Hand, das sonnendurchschienene, melodische, aber nie kitschige und manchmal fast schon unglaubliche Momente bietet, die jedem Liebhaber folk- und songorientierter Musik sehr wertvoll werden können. 

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