Der Inbegriff des knorrigen, scheinbar unbeugsamen Zausels ist wohl Neil Young, Jahrgang 1945. Immer ein Wilder, der dem Punk nahe war, so meinen Zeitgeistliche. "Stilbildend". Einer, der sich den Konzerninteressen nie gebeugt hat. Einer, der mit zunehmendem Alter politischer und wütender geworden ist. Dass er in dieser Marketinggesellschaft gerade dadurch zur Marke geworden ist, ist für sie dabei wohl unwesentlich. Er ist eine Art Beruhigung unseres Gemütes: die gute alte Rockmusik gibt es ja immer noch. Sein "Holzfällergitarrenstil", Einsatz für die „wahre“ Musik per Vinyl, seine Abneigung gegen das MP3, sein Engagement für das Recht, das auf alten Hippie-Idealen fußen mag, das Schaffen eines eigenen Musikplayers, sein kreatives Schwanken zwischen den Stilen, das Lagerfeuerromantiker genauso wie Retro-Punker oder Straßenkämpfer ansprechen mag, ist legendär. Seine Abneigung gegenüber der Massentierhaltung und den Fleischfabriken: sehr korrekt, das. Sein Engagement für die Farm-Aid-Bewegung: nun ja, jeder macht seine Fehler.... denkt das politisch korrekte Hirn, das sich aus Deutschland heraus mit der Realität der Farmer in den USA noch nie besonders auseinander gesetzt hat. Auch Eric Clapton und Willie Nelson haben sich dafür engagiert. Nelson, noch so ein Überbleibsel aus besseren Zeiten, als man noch glaubte, mit Musik etwas ändern zu können. Eine von Neil Youngs bisher letzten Platten heißt ja „The Monsanto Years“, - ein Wink mit dem Zaunpfahl, das. Saatgut? Patente auf Naturphänomene? Ein heißes Thema. Deutsche Konzerne würden gerne übernehmen. Spätestens hier reicht das Thema direkt in die deutsche Realität heran und viele hier sind froh, dass es noch solche Gestalten gibt. Der Mann ist einer, der macht, was er will, ein unerbittlich kantiger Holzfäller, einer, der allen die Leviten liest, - so das Image. Das hilft offenbar: ein Role model, einer der zeigt, dass sogar das noch möglich ist. Man muss nur das notwendige Geld dafür haben.
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