Bowie Outside, thin white Duke

Immer wieder lege ich dieses Album auf und warte, dass das Dunkle daran sich mir erschließen möge. „1. Outside“. Gerade dieses Album. Ob sich da einer stilisiert? David Bowie ist mir nicht von vornherein sympathisch. Immerhin hat er sich als Markenartikel an die Börse gebracht, für mich ein klares Zeichen für den Ausverkauf der Rockmusik. Die Kälte, die nun von ihr ausging. Das Kapital. Ja klar, die Stones waren darin auch nicht schlecht. Aber die sahen sich wohl nicht unbedingt als Großkünstler. Außerdem ließ Bowie sich gerne im Rolls Royce durch die Landschaft chauffieren und gab den kreativen Adligen der Rockmusik. Farbiger Spleen, das, - ich weiß. Das steht ihm zu. Naja, kann da jeder sagen. Das alles ist zwar nicht verboten, zeugt aber von einem ungünstigen Abstand zur Lebenswelt derer, die einst das Widerstandspotential, das Ungelenke, das Schräge, Überraschende und nicht Kaufbare der Rockmusik ausgemacht haben. In der heutigen Popmusik ist es ja normal, seinen Reichtum wirksam zur Schau zu tragen und sich in der selbst inszenierten Genialität möglichst arrogant zu geben. Aber das zeitliche Umfeld war ja wohl damals ein anderes. Bowie ist von "damals". 

Sicher, er gehörte zu unserer Sozialisation, er war immer da und eine Art Leitplanke unserer Existenz. Mir aber scheint es, als sei er später viel zu sehr in der Rolle des Rockstars aufgegangen, habe nur noch seine eigene Marke in Wiederholungen abgefeiert.

Und nun tönt Eno auf dem Synthesizer Schwammiges. Carlos Alomar zerrt Rhythmusgitarre und Reeves Gabriels lässt die Leadgitarre Bowiemäßig winseln, so, dass es dem Aufseher passt. Ach, die umsetzenden Musiker waren ja nicht gar so wichtig im Projekt Bowie. Wichtig war der kreative Wurf, - nichtwahr? Den hatte er, nur er, im Kopf. Wir hingegen versacken regelmäßig in diesen Klangfluten und denken dabei, dass es doch so dunkel gar nicht ist, dieses Album. Höchstens einfallslos. Wir können uns da noch so anstrengen. Er hat dabei sich und seine ach so genialen Würfe halt nicht dauernd selbst wiederholt, wie so manches andere Mal. In meinem CD-Exemplar heißt ein Titel „1977 Kreutzburg, Berlin“. Beachtlich. Sehr künstlerisch und frei, auch das Booklet. Mit vielen offenbar drogengetönten Grafiken, die wohl sehr teuer waren, - genauso wie die Drogen. Man muss es ja irgendwo zeigen. Die einen am Auto, die anderen an den Drogen. Manche an beidem. Aber jedes Mal scheitere ich wieder an diesem Album und mir erschließt sich seine Genialität einfach nicht. Wieder mal.  

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