Gitarrenbilder

Was ich gerade höre:

Ich lasse besonders gerne morgens, wenn ich noch offen bin und Kapazität habe, die beiden CDs „Third World“ und „Fourth Wall“ von Dominic Miller in mich hinein. Natürlich in bester denkbarer Qualität. Wer Dominic Miller ist? Manche haben ihn schon als langjährigen Begleiter von Sting gehört. Davor war er aber auch ein Studiobegleiter für Phil Collins, Andrea Bocelli, Bryan Adams und viele andere. Einer, der eine Studiokoryphäe war und ist, der es geschafft hat. Er wurde 1960 in Buenos Aires geboren. Ich mag das Luftige, Schwebende an seiner eigenen Musik, die Nylongitarre auch, die mal gerade nicht überquellend temperamentvoll mit flirrenden Flamencoanklängen daherkommt, sondern verhangen bedächtig um sich selbst und eine Phantasie zu kreisen scheint (ohne esoterisch zu wirken und sich darin zu erschöpfen...). Sehr schön ist auch das Bildhafte daran. Die Verbindung zum Optischen, zur Vorstellung, zur Verbindung zwischen Musiker und Hörer. Hohles Virtuosentum und Vorzeigen von Möglichkeiten spielt hier keine Rolle. Er kann's, das reicht. Zuletzt habe ich ihn in Stings Band gehört, zusammen mit seinem Sohn. Meist spielten sie E-Gitarre, alles wie befohlen, mit kleinen Freiräumen. Es scheint, als ob er hier auf diesen beiden Alben aber an seinen Wurzeln spiele. Mit dem, was so manche Hörer vielleicht erwarten, haben diese beiden Alben nichts zu tun, gar nichts. Sie stammen auch aus der Mitte der vergangen Dekade, sind im Grund alt. Nur, das entwertet sie kein bisschen. Dass er später unter eigenen Namen auch nach Jazzrock klingende Alben gemacht hat: okay, da kennt er sich halt auch aus. Seine Einzigartigkeit in meiner Sammlung aber bedeutet er als Gitarrist auf der Nylonsaitengitarre, auf diesen spekulativen und mich stark anregenden Klängen, die auch Argentinien aufgesogen zu haben scheinen. Doch wer kennt schon Argentinien? Patagonien, klar, ein Traumziel aller Alternativen. Fast scheint es mir manchmal, als würde sich dessen Weite aus diesen Alben auf mich zu entwickeln, als würden sie mich in anderen Horizonten fangen.

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