Prince!

Dass es eines der besten Konzerte gewesen ist, die ich je erleben durfte, kann ich immerhin sagen. Damals, anfangs der neunziger Jahre, war er in der Rockmusik schon einer der ganz Großen, einer der Klassiker. Hatte Trouble mit der Schallplattenindustrie. Benutzte ein Pseudonym. "Symbol", "Tafkap" und all diese Zeichen.... Einer in seiner Lage fühlte sich als "Slave"? Die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart war nicht groß genug: alles ausverkauft, indeed. Danach soll er noch bei einem After-Show-Konzert gesichtet worden sein. Doch sein eigentliches Konzert brachte alles auf den Punkt und hat mich für alle folgende Zeit sehr stark beeinflusst und mir Maßstäbe verschafft. Ich konnte miterleben, was möglich ist. Gestochen und gekitzelte Gitarrensoli. Rhythmen, Harmonien, die mit großer Selbstverständlichkeit dahin flossen. Der Mann selbst mit Bewegungen und Cheoreografien, die eng mit der Musik zusammenhängen zu scheinen und nichts, absolut gar nichts Angelerntes hatten. Unfassbare Gitarrensoli, die einem die Linie zu Jimi Hendrix nahe legten. Gesang, der alles auf die Spitze zu treiben schien. Eine Show, die sich nicht um ihrer selbst willen ereignete, sondern die einzelnen Titel und den Ablauf zu verstärken schien. Ein einziger "Flow". Eine einzige Konzentration, die locker daherkam. Showeffekte wie Pyro-Kunststücke, die Teil einer Gesamtkonzeption zu sein schienen und Momente ins Gigantische steigerten. Alles mit einer großen Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit, die sowieso die von einer Show gesetzte Linie weit überschritt. In Richtung Ekstase, in pure Raserei, dem Licht entgegen, funky bis zur Verrücktheit. The New Power Generation, eine Horde toller Musiker, die auch umsetzen konnten, was er in Richtung auf ein Ziel hin wollte und die trotzdem kein Virtuosentum als Kunstturnerei vorführten. Seine Sprünge, - ja, auch wortwörtlich! - zwischen den Stilen: leichtfüßig, wie wenn es so sein müsste! Alles Mittel zum Zweck des Ausdrucks. Jaja, die großen Pop-Hits: „Purple Rain“ etc. : Beiläufig mitgenommen, als Teil eines Ganzen. Die ganze Konzertkritik von damals samt zusätzlicher Betrachtungen findet sich in meinem Buch „Hinhören“ (ISBN 97894625440538). Jetzt ist Prince tot. Nicht nur für mich ein schwerer Verlust.

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