Ich erwarte zunächst etwas Rohes, Ungeschliffenes, Folkloristisches und Direktes. Bin dann aber doch überrascht, als mir rund um eine Trommel Echos um die Ohren fliegen, als mit Räumen gespielt wird. Können wir dem auf der Spur sein, was Rhythmus bedeutet? Zeit Strukturierendes? Da müht sich offensichtlich jemand ab, macht sich daran zu schaffen. „Transformation“ heißt das Album von Mohammad Reza Mortazavi, das in meinem Kopf das Alte in das Neue und das Neue in das Alte überführt. Wer ist denn dieser Mortazavi? Ich ertappe mich bei dieser Frage und wollte doch eigentlich nur hören, zuhören, auf mich wirken lassen, ohne Personalisierung, ohne Künstlerkult. Der alten persischen Rahmentrommel Daf, so die Begleitinformation, entlocke der Mann Klänge aus einer anderen Welt und verwebe sie zu phänomenal modernen Sounds. Hm, so falsch ist das nicht. Nun ja, die Superlative müssen nicht unbedingt sein, aber es geht eine Erzählung mit dieser Trommel einher, der wir unwillkürlich lauschen. Von was erzählt sie? Vom Menschsein? Die Info erzählt weiter: „Dabei geht er stets im Takt mit dem universalen Puls, der zeitlos schlägt und den Zuhörer direkt einbezieht und in neue Ebenen und Hörerfahrungen entführt“. Auch da ist was dran. Vielleicht gibt es diesen universellen Puls und er ist in uns nur zugeschüttet. Ein wenig Kontakt dazu zu ahnen, kann uns vielleicht nützen. Dieser Mortazavi kommt uns ja dabei entgegen. Wir lesen weiter: „Wo sonst Zeit und Metronom Menschen und Musik kontrollieren, sind diese bei Mortazavi durch Herz und Puls ersetzt“. Der Mann ist im Jahr 1979, also dem Jahr der iranischen Revolution, geboren. Schon im Alter von neun Jahren gewann er einen nationalen Wettbewerb. Entwickelte neue Schlagtechniken, erteilte Unterricht etc., kurzum wurde ein Meister darin, emotionale Befindlichkeiten auf der Trommel zu artikulieren. Er tritt heute in sakralen Räumen, also Kirchen, genauso auf, wie auf bekannten Festivals - etwa in Roskilde oder bei Womad. Er lebt und arbeitet mittlerweile in Deutschland.
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