Ohrspielerisch

Vielleicht könnten wir anfangen, - vielleicht nur, - die Grenzen in uns durch die Musik etwas durchlässiger zu machen. Nein, diese Kolonialismus-Verdachtsmomente erstmal abschütteln, all das antrainierte Bildungsgut vergessen,  und ein Interesse für das andere Musizieren entwickeln. Nicht die nach allen Regeln der Machbarbeit und der Beeinflussung mit Star-Charisma aufgeschäumte und voll durchgestylte Hitparadenmusik könnte da etwas bringen, sondern die aus aller Welt kommende, von neugierigen Geistern herüber gesandte Musik könnte dies vielleicht leisten. Weltmusik muss dabei nicht das abgewetzte Etikett im Bewusstseinsladen der etwas ausgefalleneren Bedürfnisse bedeuten, sondern könnte auf eine Offenheit gegenüber dem Unerhörten und Ungehörten, gegenüber dem Neuen und zunächst Fremden weisen. Natürlich kann so etwas auch im Gewand der Popmusik daherkommen: es muss uns ja nicht gefallen. Auch das Ursprüngliche muss uns nicht immer von vornherein deshalb zugänglich sein, weil es ursprünglich ist. Aber wir können offen sein, gegenüber dem Anderen, womöglich sogar gegenüber dem ganz Anderen (das es immer noch gibt!). Wir könnten spielerisch mit den gebotenen Möglichkeiten umgehen und all das Zwanghafte, auf das hin wir erzogen und dressiert worden sind, erst mal vergessen. Mal sehen, was geht. Zuhören. Nicht nur sich selbst und seinen Geschmack, der ja so unabhängig gar nicht ist, in den Mittelpunkt stellen. Erst mal sich Einlassen. Den Spass daran spüren, sich mit dem Ohr gehen zu lassen, sich einzulassen. Später dann vielleicht auch etwas dazu zu sehen. Wie es gemacht wurde. Überraschungen daran mitnehmen. Besser zu begreifen versuchen. Eine Übereinkunft darüber spüren, was uns alles möglich ist. Uns zusammen. Denn wir sitzen alle zusammen in einem Boot, das Erde heißt. Und wir könnten uns zusammen anstrengen. Der eine kann dieses, der andere etwas anderes. Vielleicht ist das eine zu freundliche und naive Vision. Aber uns bleibt womöglich nicht mehr viel Zeit dazu. 

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